Anstand und Respekt (Allgemeines Forum)

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Montag, 05.11.2018, 08:38 (vor 1971 Tagen) @ AlexFV

Erst einmal einen guten Morgen,

auch ich als regelmäßig fahrender Kunde möchte dazu mal meinen Senf abgeben...

Die Frage, die ich mir stellen muss zum Beispiel, wo ist der Anstand und der Respekt der Fahrgäste gegenüber uns als Personal geblieben?

Diese Enwicklung sehe ich eher im Nahverkehr im Ballungsraum um Großstädte als im Fernverkehr, möchte Dir aber nicht absprechen, daß Du es genau so erlebst.

Ich sehe jeden Tag Sparpreise für 14,25€, Schokotickets, Toffifee Tickets, Maxdome Tickets etc. durch die Gegend fahren, müssen wir die Tickets so verramschen?

Frag doch mal "oben" nach, wo so etwas entschieden wird.

Auch auf Strecken die 12 Mrd. € gekostet haben wie die VDE8?

Ich stelle mir eher die Frage, ob wir diese Strecke wirklich gebraucht haben. Ich sehe da etliche Ecken im Netz die das Geld nötiger gehabt hätten.

Ist in diesem Preis inkludiert, keine Manieren mehr zu haben, oder den Beförderungsbedingungen denen jeder Fahrgast zustimmt beim Kauf eines Tickets, in denen klar geregelt wie und wieviel Gepäck jeder mitführen darf ob ein Kinderwagen faltbar sein muss etc!?

Du kannst schlecht pauschalisieren, wieviel Gepäck "okay" ist. Ich steige in einen Zug, wenns sein muß mit zwei großen Koffern, die mit flinkem Schwung in der Ablage (reden wir mal von richtigen FV-Zügen mit Gepäckablagen, nicht den weißen Nahverkehrswagen) landen.
Oma Meier wäre schon mit einem dieser Koffer überfordert, in den ICE einzusteigen.

Warum hält sich niemand mehr daran?
Warum ist allen Fahrgästen und gerade bei besonders billigen Tickets einfach alles egal?( Ich will das nicht pauschalisieren, aber es ist auffällig)

Warum ist dem Personal auch oft vieles egal? Vor einer Weile im IC auf dem Weg von Frankfurt nach Berlin war es dem Personal völlig egal, daß im Gang des Abteilwagens 1. Klasse Personen ohne Fahrschein für die 1. Klasse herumlungerten und noch lautstark etwas, das sie als "Musik" bezeichneten, von sich gaben. Erst in Kassel setzte die Bundespolizei dem ein Ende, nachdem ein in Zivil mitreisender Polizist seine Kollegen alarmierte.

Warum wird mein Personal beim Abfertigen eines Intercitys aus den Türen gestoßen und verletzt, angebrüllt etc.?

Warum kommt es immer mehr dazu, daß man trotz bequem geplanter Anschlüsse letztlich doch nur noch im letzten Moment in den Zug springen kann?

Warum gibt es kein Verständnis das ein Zug geräumt werden muss bei Überfüllung?

Weil diese Räumungen meistens darin begründet sind, daß die DB (das Unternehmen, nicht das Zugpersonal) ihre Arbeit nicht anständig macht, und fehlende Reserven zu Überfüllungen führen?

Wenn wir nur 1:1 sind auf einem ICE 1 zwischen Stuttgart und München der voll ist mit 800 Sitzplätzen, wie stellt ihr Euch da die Sicherheit vor, wenn Rettungsmittel verstellt sind Gepäck in den Gängen steht etc. Was sollen wir machen, wenn ein Fahrgast einen Herzinfarkt bekommt, und wir nicht mehr durchkommen, bei fast 400m Zuglänge?
Wer übernimmt da die Verantwortung? Ich als ZF!

Ich wäre ja eh, auch wenn ich dafür gesteinigt werde, für Reservierungspflicht...

Von wegen Beförderungsbedingungen, die interessiert schon lange keiner mehr, und wenn hätten wir viele Probleme nicht mehr.

Den Ball kann ich zurück spielen. Ich wurde dieses Jahr von einem Zugchef angebrüllt "Was interessiert mich dieses scheiß Papier, ich bin hier der Zugchef, ich mache hier die Regeln!". Ja, dieser "Kollege" ist ein Ausnahmefall, gegen den jetzt eine Dienstaufsichtsbeschwerde läuft, denn diese Aussage war noch die harmloseste. Mehr sage ich aufgrund des noch laufenden Verfahrens nicht dazu.
Ich habe auch schon eine Zugbegleiterin erlebt, die, um eine Wette gegen ihren Zugchef zu gewinnen, mich um ein gemeinsames Selfie bat. (Und ja, sie hat letztlich die Wette gewonnen, und er mußte sie zum Frühstück einladen.)

Es fehlt einfach an Konsequenz, und wenn wir etwas durchsetzen müssen, werden wir angegriffen.

Und wenn die Kunden falsch behandelt werden, werden sie mit Textbausteinen aus dem "Kundendialog" abgespiesen. Auch nicht besser.

Warum müssen wir uns beschimpfen lassen von Fahrgästen, die keine Fahrkarte haben, mit "Es ist eh alles egal, machen sie was sie wollen, es passiert sowieso nichts"!

Das Probem ist einfach, daß im Gesamtunternehmen zu viel schief läuft, und Ihr so ziemlich die einzigen greifbaren Mitarbeiter sind. Die, die es tagtäglich in den Führungsetagen verbocken, sind für normale Kunden ja nicht greifbar.
Ich sage nicht, daß das richtig ist, ich versuche nur die Situation aus Kundensicht zu erklären.

Warum haben die meisten meiner Kollegen 100-150 oder mehr Überstunden? Weil wir alles geben um den Betrieb am laufen zu halten.

Warum habe ich nur 80 Überstunden? Weil bei uns alles über 80 am Monatsende abgeschnitten wird...

Wo ist der Respekt geblieben und der Anstand, für das was wir jeden Tag leisten und aushalten müssen!?

Bei allem Ärger über die Unfähigkeit des DB Managements versuche ich trotz aller Widrigkeiten den zu behalten.

Ich habe es oben schon erwähnt, aber ich widerhole es gerne wieder - ich möchte Dir in keinem Deiner Punkte abreden, daß Du es so erlebt hast und/oder erlebst. Aus Kundensicht stellen sich an vielen Punkten aber Dinge anders dar - und Du scheinst, vermutlich aus Loyalität Deinem Arbeitgeber gegenüber, gar nicht auf die Idee zu kommen, in Frage zu stellen, warum die Kunden so frustriert sind. Natürlich liegt das zum großen Teil nicht an Leuten wie dir und Deinen Kollegen, sondern wesentlich weiter oben, in Büros, wo der normalsterbliche Kunde nicht hin durchdringen kann. Ihr seid da einfach in einer besch...enen Situation.

Dir eine gute Fahrt wünschende Grüße
der Colaholiker

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