Nichts geht mehr - KRM auf japanisch (Allgemeines Forum)

worfie, Sonntag, 21.10.2018, 17:03 (vor 1986 Tagen)

Guten Abend (bzw. Nachmittag) allerseits. In den letzten Tagen ist ja die KRM in aller Munde, aber wie ist es eigentlich wenn bei der angeblich besten Bahn der Welt eine der Hauptrennstrecken lahmgelegt wird?

Am Freitag habe ich nach der Arbeit nicht schlecht gestaunt als ich zwecks Heimfahrt am Bahnhof angekommen bin: Der komplette Sanyo- und Tokaido-Shinkansen ist mit bis zu 220 Minuten Verspätung unterwegs. Hui, das gibts nicht oft.

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Infomonitor am Bahnhof. Genialer Maßstab: Orange markiert ist der Tokaido-, Sanyo- und Kyushu-Shinkansen mit einer Gesamtlänge von ca. 1486 km. Als Vergleich: Etwa in der Mitte des Monitorbildes liegt die Ringbahn von Osaka mit einer Streckenlänge von ca. 22 km.

Also fix das smarte Telefon gefragt, was passiert ist:
Gegen 17:30 am Freitagabend hat ein Mann am Bahnhof in Himeji (zwischen Osaka/Kobe und Hiroshima) die Bahnsteigsperren überwunden und ist in (gelungener) Suizidabsicht vor einem mit 300km/h durchfahrenden Zug gesprungen. Daraufhin hat man die Strecke für "Polizei- und Feuerwehrarbeiten" gesperrt. Aber komplett, bis hin ins etwa 600 km entfernte Tokyo. Der Verkehr wurde gegen 20:30 Uhr wieder aufgenommen, so dass die Strecke für etwa 3 Stunden gesperrt war.

Welche Auswirkungen eine Streckensperre von 3 Stunden hat, kann man auch ohne Japanischkenntnisse anhand der Bilder in den TV-Nachrichten wie hier auf NHK: Auf den Bahnhöfen staut es sich so dermaßen, dass selbst niemand mehr auf die Bahnsteige kommt und auch bis Betriebsschluss schafft man es nicht, den Verkehr abzuarbeiten, so dass sich Reisende (auf eigene Kosten) Hotels nehmen oder in der von der Bahn bereitgestellten Hotelzügen übernachten mussten.

Was mich persönlich sehr wundert: Warum muss man für einen PU, der sich hinter Osaka ereignet, sämtlichen Verkehr bis nach Tokyo einstellen? Es gibt ja auch genügend Shinkansen, die nur die Tokaido-Strecke zwischen Tokyo und Osaka befahren und gar nicht mehr weiter über den Unglücksort geleitet werden. Die Umlauf- und Personalplanung ist bei so einer Großstörung ja sowieso schon hinüber. Das kann ja eigentlich kein Hindernis sein, noch versuchen zu retten, was man retten kann. So etwas ist mir bei der DB meines Erachtens nach noch nicht vorgekommen.

Apropros, DB. Wie sieht es da aus, wenn mal drei Stunden lang kein Zug fährt und wie ist eigentlich die Berichterstattung in TV und anderen Medien über den Brand in Deutschland? Hier im Ausland bekommt man davon ja nicht wirklich etwas mit. Die Ursache scheint man ja jetzt gefunden zu haben, aber was war der Verursacher (Herstellerfehler oder schlampige Wartung oder schlicht Pech)? Hier in Japan gab es vor ein paar Monaten ja mal einen Riss in einer Achse eines Shinkansen, der nach dem Feststellen von ersten Auffälligkeiten (komischer Geruch) noch viele hunderte Km weitergefahren ist, bevor man die gefährliche Beschädigung gefunden und den Zug ausgesetzt hat. Das Thema ist tagelang als Topthema durch alle Medien gegangen. Letzten Endes schien es ein Herstellerfehler gewesen zu sein, der die entsprechenden Radaufhängungen unterdimensioniert entworfen hat.


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