[ZM] Drei Pfeiler einer Bahnreform (Allgemeines Forum)

Aphex Twin, Freitag, 19.10.2018, 13:38 (vor 2010 Tagen) @ Alibizugpaar

Aber genau da muß man ansetzen! Die Schiene muß wieder zurück auf die Beine gestellt und die Betriebsabläufe neu gestrickt werden. Nicht in der vollendeten Verhackstückelung sehe ich eine Chance, aus dem System muß der Gewinndruck genommen werden. Ich habe keinen Bock mehr auf 'der Billigste gewinnt'. Der Fernverkehr braucht auch einen viel einheitlicheren Fahrzeugpark, um in der Disposition flexibel reagieren zu können. Heute tauscht man einen 402 gegen einen 411 und schon bricht für die Fahrt X das Reservierungsanzeigesystem zusammen. So ein Müll!

Das System ist auch deshalb zunehmend behäbig und langsam, weil es im Schienenetz spürbar enger wird. Politisch sind 50% Fahrgastzuwachs gefordert - darf es noch etwas mehr sein? Wie sollen die denn alle hin? Ich frage nicht nach Samstagabend 21 Uhr, sondern nach den Berufspendler-Stosszeiten morgens um 8 rund um die Metropolen. Wo bleibt z.B. eine NBS von NRW über Hannover nach Hamburg, um Fern und Regio/Cargo trennen zu können? Es braucht nicht nur höheres Tempo, es braucht mehr Verkehrsflächen! Nur ein drittes Gleis hier und da ist ein Witz!

Letzten Endes wünsche ich mir ein Bundes-Fernzugnetz aus einer Hand und Länder-Regioverkehre mit Landesbahnen ohne dieses Ausschreibegedöns.

Also in Bezug auf Fernverkehr die Dividende an den Bund streichen und den Bahnvorstand zu beamteten Staatssekretären machen und schon ist das Problem gelöst weil kein Gewinndruck mehr da ist?

Als Vergleich könnte man ja die Bundeswehr herannehmen, da dort kein Gewinndruck herrscht funktioniert sie ja ausgezeichnet. Oder die SNCF die ohne Gewinndruck noch viel besser als die Bahn ist im Verschuldung aufbauen. Oder den NHS in Grossbritannien. Oder der Flughafen Berlin-Brandenburg.

Es scheint hier zwei gegensätzliche Ansätze zu geben:
1) Die gesamte Bahn (mit der Ausnahme des Güterverkehrs) zu 'verstaatlichen' und als Ausgabeposten im Bundeshaushalt (bzw. auch Länder- und Gemeindehaushalt zu betrachten). Ähnlich wie die Bundeswehr oder zu einem geringerem Grad auch das Gesundheitswesen.
2) Oder nur den Infrastrukturbereich zu verstaatlichen und den Betrieb zu konzessionieren (die integrierte Natur des Fahrplans und die lange Lebensdauer des Fahrzeugmaterials erfordert eine sehr starke Regulierung und langfristige Verträge).

Beide Lösungsansätze beruhen auf der Annahme dass die Vermischung von Gewinnstreben und politischen Vorgaben (oder sagen wir politischer Einmischung) der Hauptgrund für die schlechte Performance der Bahn ist. Flughäfen sind in Deutschland normalerweise privatwirtschaftlich organisiert (meist als GmbH), allerdings wird bei ihnen das nominelle Gewinnstreben nur selten als Grund für Misswirtschaft angeführt. Eher die Sprunghaftigkeit der Politik manchmal zusammen mit Managern die Verantwortung nach oben abschieben.


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