S-Bahn kann künftig vor Plan abfahren (Allgemeines Forum)

ThomasK, Sonntag, 14.10.2018, 12:31 (vor 2021 Tagen) @ Mario-ICE

Schon ziemlich vereinfacht dargestellt. Klar kann man polemisch die Veränderungen in der bayerischen Wahllandschaft auf ein Projekt in München herunterbrachten. Wen in Franken oder in den Alpen oder Spessart interessiert dort dein Tunnel.


Selbstverständlich interessiert das in Franken oder im Bayerischen Wald.

In anderen Regionen Bayerns meckern sehr wohl die Menschen, dass soviel Geld nach München fließt. Auf der KBS 906 sagen z.B. die Leute, dass das absoluter Wahnsinn ist, dass in München 4 Milliarden € für einen Riesentunnel verballert werden und im Bayerischen Wald fehlen wenige Millionen € für ein Kreuzungsgleis und für einen Stundentakt nach Grafenau.

Ständig werden aus den Regionen den Landtagsabgeordneten Vorwürfe gemacht, warum Milliardengelder immer nur nach München fließen.

Es sollen mindestens 920 Millionen € Regionalisierungsmittel, die für Zugkilometerbestellungen IN GANZ Bayern zu verwenden sind, für dieses Unfugpojekt zweckentfremdet werden. In Wahrheit würden es weit mehr als 1,5 Milliarden € sein.

Momentan können einige Leistungsausweitungen nicht finanziert werden, weil Regionalisierungsmittel in der Größenordnung von 5 Millionen € fehlen.

Von solchen wichtigen Projekten wie einem Stundentakt des Nürnberg-Ingolstadt-München-Expresses erst gar nicht zu reden.

Zudem ist das GVFG hoffnungslos unterfinanziert und zahlreiche Verkehrsprojekte in Bayern wie z.B. die Straßenbahn Regensburg, Ausbaumaßnahmen bei der Straßenbahn und S-Bahn in Nürnberg, Kreuzungsgleise auf Nahverkehrsstrecken in GANZ Bayern FINANZIERT werden müssen, aber der Tieftunnel als riesiger Geldstaubsauger die unterfinanzierten Töpfe - insbesondere das GVFG weiter trockenlegt. Selbst wenn die Grundgesetzänderung zur Erhöhung der GVFG-Mittel zustande käme und die GVFG-Mittel von derzeit jährlich 333 Millionen € auf eine Milliarde € verdreifacht würden, entfiele auf Bayern davon nur ein Anteil von ca. 150 Millionen €.

Bei dem Chaos in Berlin glaube ich ohnehin nicht daran, dass die Grundgesetzänderung für die Erhöhung der GVFG-Mittel von 333 Millionen € auf 1000 Millionen € jährlich auf absehbare Zeit zustande kommt.

Schon jetzt ist absehbar, dass der Tunnel weit über 4 Milliarden € kosten würde, und mehr als die Hälfte davon als GVFG-Anteil zu finanzieren wäre. Auf Jahre hinaus würde der Tieftunnel die GVFG-Mittel für ganz Bayern lahmlegen zumal noch etliche andere Projekte wie z.B. die Mobilitätsdrehscheibe Augsburg, die aktuell im Bau ist, finanziert werden müssen.

Selbstverständlich leiden andere Regionen in Bayern unter dem Tieftunnelprojekt, welches übrigens die Probleme der S-Bahn München MITNICHTEN löst.

Ganz im Gegenteil. Durch den geplanten 5-gleisigen Ausbau des Leuchtenbergring entstehen neue Zwangspunkte und Fahrstraßenkonflikte; bezogen auf das Betriebsprogramm hätte man den Leuchtenbergring UNBEDINGT 6-gleisig ausbauen müssen.

Das alles ist KEINE Polemik, dass sind knallharte Fakten.

Ich fahre zudem jeden Tag mit der S-Bahn München und erlebe jeden Tag den Wahnsinn hier mit. Es zwickt und zwackt an allen Ecken und Enden in der Infrastruktur im Außenbereich des S-Bahn.

Beispielsweise war früher Steinebach zweigleisig. Dann hat man ohne Hirn und Verstand das Kreuzungsgleis in Steinebach abgebaut, sodass die Zugkreuzung jetzt in Seefeld-Hechendorf knapp 3 Kilometer weiter stadtauswärts stattfindet. Hat der Zug aus München Verspätung, was so sicher ist, wie das Amen in der Kirche, dann wird eine Verspätungsübertragung auf die nächste S-Bahn nach München erzwungen, weil das Kreuzungsgleis Steinebach nicht mehr vorhanden ist.

An dieser Stelle zweigte früher das zweite Gleis rechts ab. Heute parken dort Autos: https://youtu.be/HCmWNmQZ8iQ?t=48m28s

Geld für den Wiederaufbau ist natürlich nicht da, weil alles in den Tieftunnel verballert werden soll.

Was bei uns in der Verkehrspolitik abgeht, ist heller Wahnsinn.

In Frankfurt klagt eine grüne(!) Umweltministerin gegen das von den Gerichten angeordnete Dieselfahrverbot in Frankfurt (Nein, natürlich gibt es keinen Zusammenhang mit den Spenden der Autoindustrie an die Grünen!) und für die sinnvollen Dinge fehlen die Gelder.

Deutschland ist verkehrspolitisch ein Irrenhaus.

Zwar hat der Tieftunnel nicht den Einfluss auf die Wahl wie die Flüchtlingspolitik, aber es ist ganz klar, dass die Tieftunnelfanatiker - wenngleich zu einem geringeren Anteil - AUCH durch diese katastrophale Fehlentscheidung eines auf den Deckel bekommen werden. Die Menschen haben von den ganzen Betrügereien wie beim Transrapid, Stuttgart 21 oder dem Flughafen Berlin gründlich die Nase voll. Übrigens auch bei der Dritten Startbahn. Während wir schon immer gesagt haben, dass die nicht notwendig ist, wurde von der CSU und bis zur Bürgerabstimmung, wo die SPD wieder einmal eins drauf bekommen hat, auch von der SPD erklärt, dass die Dritte Startbahn unverzichtbar und allerspätestens 2020 in Betrieb genommen werden müsste, um ein Chaos zu verhindern. Jetzt wurde auch vom Lufthansachef endlich das zugegeben, was wir schon immer gewusst haben: Die Dritte Startbahn ist weniger dringlich:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/lufthansa-chef-dritte-startbahn-in-muenchen-wenige...


Das hindert aber die Staatspropaganda nicht daran weiter ihre Falschnachrichten zu verbreiten. Beispielsweise hat entgegen der Staatspropaganda übrigens der Spatenstich für den Tieftunnel noch nicht stattgefunden. Es erfolgten bislang nur vorbereitende Baumaßnahmen und Spartenverlegungen. Am Marienhof wurden Fernkälteleitungen verlegt, was mit dem Tieftunnel nichts zu tun hat.

Da zudem der Hauptbahnhof völlig neu geplant werden muss, gibt es nun zudem im PFA 1 keine Rechtssicherheit mehr. Die Deutsche Bahn behauptet zwar, dass kein neues Planfeststellungsverfahren nötig sei, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das EBA sich über die Fachliteratur hinwegsetzt und der Deutschen Bahn diesen Unfug durchgehen lässt, zumal durch die Verschiebung des Bahnsteiges um mehr als 80 Meter nach Westen die Gradiente bis zur Hackerbrücke komplett geändert werden muss, da dort das Gleis um 40 Promille ansteigt. Mit dem aktuell geplanten Ausrundungsbogen schafft man es nicht, die EBO-Parameter nach der Verschiebung des Bahnsteigs um mehr als 80 Meter nach Westen einzuhalten.

Es ist aber verblüffend, wie viele Leute auf die Staatspropaganda hereinfallen.

Bezeichnend wie Deutschland in Causa staatliche Falschnachrichten ständig auf andere Länder moralimperialistisch arrogant herabschaut, aber seine eigenen Defizite nicht wahrhaben will.

___________

Fakt ist, wenn nicht endlich die Infrastruktur der S-Bahn München professionell geplant wird, dann wird künftig die S-Bahn München im totalen Betriebschaos versinken. Verspätungen und Zugausfälle sind dann Alltag.

Ich sage immer: Die Planungsfehler von heute sind die Betriebsstörungen von morgen.

Deshalb ist es extrem wichtig, dass heute die Volksparteien gründlich geschlachtet werden. Neue Mitspieler führen zu mehr Transparenz. Konkurrenz belebt das Geschäft. Je mehr Mitspieler und Konkurrenten, umso weniger kann vertuscht werden, weil anderen Mitspielern ANDERE Dinge wichtig sind, die sie mit Argusaugen überprüfen. Für die Allgemeinheit ist das ein Vorteil, wenn sich mehr Akteure gegenseitig kontrollieren. Kartelle, Monopole und Duopole waren noch nie gut.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum