Delfintherapie, Teil 3/4: So, 12.03.17 - m 33 B (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Mittwoch, 13.06.2018, 20:15 (vor 2115 Tagen) @ Krümelmonster

Kurz vor halb 8 stieg ich in den Zug. Nur in Thür gab es Fahrgastwechsel, ein Mensch stieg aus, dann hatte ich den Zug für mich allein. Interessant wurde die Strecke hinter Mayen, dort tauchte der Zug nach Doppelkurve & Tunnel in die Eifel ein und fuhr bis Kaisersesch durch ein paar liebliche Täler. An der Endstation kam der Tf aus dem Führerstand, ich fragte, ob wir gleich wieder zurückfahren, er: „Ja. Immer hin un her. Damitte Schienen nit verrosten.“. Es ist immer schön, wenn Leute mit so viel Elan bei der Arbeit sind.^^
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35 Meiner
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36 So einen leeren Zug zu finden ist schon Talent ;)
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37 Mayen
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38 Tal
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39 Idyllisches Monreal

Zurück in Andernach fuhr ich gleich weiter nach Remagen. Mein nächster Zug fuhr sodann durchs sehr schöne & immer enger werdende Ahrtal. Der Zug war gut gefüllt mit Bonnern, die den schönen Frühlingssonntag nutzen wollten, und leerte sich gleichmäßig. Am Endbahnhof Ahrbrück konnte ich während der kurzen Wendezeit wieder sitzen bleiben, und es ging rasch zurück Richtung Remagen & Bonn. In Bad Godesberg stieg ich aus.
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40 Andernach ausm Zug
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41 Zumindest von den genutzten Zügen möchte ich keinen unfotografiert lassen
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42 Weinanbau im Ahrtal
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43 Idyllische Ahr
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44 Schickes Bhf-Gebäude
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45 Hier ist das Tal bes. eng
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46 Heute zum Glück nicht nötig
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47 – 48 Nochmal Ahrtal
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49 Bhf. Bonn-Bad Godesberg

Eigentlich bin ich ja kein StraBa-Fan, aber heute wollte ich die volle Dröhnung: Bonn Bad Godesberg – Köln-Hbf. dauert 1 h 17 min. Am Wochenende wird im 30-min-Takt gefahren, eine Bahn war gerade weg, also musste ich warten und lief bis zur Endstation Bad Godesberg Stadthaus. Es war ein Kölner Fahrzeug mit Plastik-Sitzen, selbst das Gestühl auf dem Bahnsteig war bequemer. Am liebsten wollte ich schon nach einer Station in Bad Godesberg Bhf. aussteigen, hielt aber durch. Ich weiß nicht, was mich daran gehindert hat, in Bonn-Hbf. auszusteigen – wahrscheinlich war ich ganz geflasht von der wundervollen 70er-Jahre-„Architektur“ (ich dachte immer, Architektur sei Kunst, aber Kunst soll ja schön sein). Die restliche Fahrt war landschaftlich nicht der Hit, auch hier war ich 2016 langgeradelt. Halbwegs schön war in Köln die Rheinpromenade und überraschenderweise auch der durchfahrene Rest der Stadt. Mit Köln stehe ich ja arg auf Kriegsfuß, aber die alten Häuser und Stadttore in der Frühlingssonne fand ich ganz erquicklich. Die 1/4 h am Hbf. nutzte ich für ein Foto.
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50 Station der Stadtbahn
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51 Zwischenhalt
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52 Beweisbild

Es folgte abgesehen von An- und Abreise die längste umsteigefreie Fahrt (genauso lang wie KO – SB). Von Köln brachte mich der selten verkehrende RE nach Trier, der – obwohl So Nachm. – leer war. Es ging durch eine erst Recht für NRW sehr dünn besiedelte Landschaft. Wieder ein Flusstal (diesmal Urft & Kyll), aber kaum spektakulär. Seit Limburg war es die am wenigsten interessante Strecke. Bis Jünkerath tat ein freundlicher KiN Dienst, der meine Kombi aus VRS Preisstufe 4 + RP-Ticket mit „Perfekt“ würdigte, danach eine grimmige, warzige Hexe, die nach jedem Halt die schlechte Laune an den Fahrgästen ausließ und sich dann in den Führerstand verdrückte – auf dem Weg dorthin brüllte sie stolpernd bei jeder Kurve (davon gibt’s ja jede Menge) inbrünstig: „Ich HASSE! diese Strecke!!!“. Naja, jeder hat mal schlechte Tage. Nachdem wir den letzten Zwischenhalt Bitburg-Erdorf mit + 4 verlassen hatten und ich in Trier meinen 6-min-Anschluss vormerken lassen wollte, war Grumpy KiN unauffindbar. Es schien auch nicht, dass der Tf alles gab, allzu schnell waren wir nicht. Dennoch erreichten wir Trier 2 min vor Plan – das nenne ich mal Reserven.
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53 Mit diesem Vehikel geht’s nun wieder Richtung Süden
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54 Parade abgestellter Züge
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55 & 56 Wo sonst in NRW findet man so menschenleere Landstriche?
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57 Gerolstein

In Trier musste ich einmal den langen Hausbahnsteig vorlatschen, bevor ich mit einem 2-teiligen Hamster nach Perl weiterfuhr. Solange die Hamster leer sind, kann ich in ihnen leben; die zweiteilige Variante war mir noch nie begegnet. Der Großteil der Fahrt führte entlang der lux. Grenze – hier war der Europameister der Dekadenz zu beobachten! Es gab nur schicke Häuser, oft Villen, oben auf den Hügeln an der Mosel, die meisten Stinktiere waren Sportwagen oder viel zu fette Karren. Ich war überrascht, dass sich mein Handy bereits ab Konz ins lux. Netz eingewählt hatte und nicht zu überzeugen war, ins dt. Netz zurückzukehren (Roaming damals noch nicht kostenlos). Die Abfahrtszeit des nächsten Zuges konnte ich vom Zub herausfinden, aber wie genau hieß mein Hotel nochmal? Ich hatte mehrere Hotels verglichen und war mir nicht mehr 100% sicher, welches es am Ende geworden war. Nach einer Weile erfolglosen Rumprobierens gab ich auf. Zum Glück war mein Gedächtnis gut genug. ;-)
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58 Zügig geht’s entlang des Moselufers
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59 Grenzbrücke Igel vom anderen Ufer gesehen
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60 Wer dort oben wohnt, ist selbst für luxische Verhältnisse nicht arm…

Da ich bis zur Abfahrt in Apach noch Zeit hatte, lief ich von Perl erst nach Schengen (LUX). Dort gab es ein Info-Zentrum (So Abend geschlossen), ein paar Denkmäler & Infotafeln zum Schengener Abkommen, aber sonst gab es im Dorf (4.500 EW inkl. Eingemeindungen) eigentlich nur die allgegenwärtige Dekadenz. Das Dreiländereck selbst ist trockenen Fußes nicht zu erreichen, es liegt in der Mosel.
Zum Abendessen wollte ich die Vollendung der Dekadenz, d h einen Restaurant-Besuch in Frankreich. Also lief ich via Perl (dort war noch weniger los in Schengen) nach Apach auf frz. Seite. Auch Apach ist ein ziemlich totes Kaff. Ich wusste, dass es hier ein Restaurant gibt, hatte aber keine Adresse, musste deshalb Stinktier-Fahrer fragen. Nachdem mich mehrere Franzosen abblitzen ließen, hatte ich ausgerechnet bei einem fetten Lux-Snob-Schlitten Erfolg und bekam den Weg erklärt. Am Restaurant angekommen sah ich, es hatte sonntags zu– merde ! Ich ging weiter, sah einen Baguette-Automaten (so viel zum Thema Klischees^^), der Besitzer werkelte daran. Ich fragte ihn nach einem anderen Restaurant, und nachdem ich von seiner Idee, mir ein trockenes Baguette zu verkaufen, wenig begeistert war, meinte er, ich könne es im nächsten Ort versuchen. Also stapfte ich in der Dämmerung entlang der Landstr. ohne Gehweg 3 km auf und ab bis Sierck-les-Bains, wo mich 2 geschlossene Restaurants unendlich enttäuschten. Das 3. Restaurant hatte geöffnet, und mittlerweile war mir egal, dass es in diesem eher edlen Schuppen kein ganz preiswertes Vergnügen sein würde.^^ Zuerst fragte ich, ob die Kellnerin wüsste, wann der Zug nach Metz fährt, sie sagte, eigentlich fährt hier gar kein Zug nach Metz… Reichlich geschockt fragte ich kurzerhand nach dem WLAN-Passwort. Sncf.fr beschied mir, der Zug fahre wie geplant 20:31, aber nur am Wochenende, weshalb die meisten Einheimischen nichts davon wissen. Danach prüfte ich meine Hotel-Reservierung und war beruhigt. Für die Vorspeise fehlte mir die Zeit, aber ich gönnte mir Rückenrollen vom Kaninchen gefolgt von Crème brûlée + Saft. Die Rechnung hielt sich mit 35 € inkl. Trinkgeld noch in Grenzen.^^
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61 Blick nach Deutschland
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62 Schlass Schengen
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63 Blick von der letzten deutschen Brücke gen Frankreich. Rechts liegt Luxemburg.
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64 Grenzübergang mit Mini-Eiffelturm & kostenlosem Buchverleih
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65 Sierck-les-Bains

Gscheid gestärkt wackelte ich zum nahen Bahnhof. Gar nicht harmlos aussehende Jugendliche hatten das Wartehäuschen gekapert, um was weiß ich was zu rauchen, aber sie beschieden mir höflich, dass ich Fahrkarten nur im Zug kaufen kann. Ich hätte schon aus Trier umsteigefrei fahren können, doch der 3 km lange grenzüberschreitende Abschnitt hätte den Fahrpreis mehr als verdoppelt. Der Zug bestand aus zwei Walen (man dieselt lieber unter Fahrdraht, als Mehrsystem-Fahrzeuge zu beschaffen…), die Zubine war sehr freundlich (einziges Manko: sie redete äußerst schnell). Auf meinen Wunsch, für den nächsten Tag eine lustige Via-Fahrkarte zu kaufen, sagte sie freundlich, sie könne Fahrkarten nur für den aktuellen Tag verkaufen, aber suchte mir die Öffnungszeiten in Metz heraus. Der Schalter in Metz habe bereits ab 6:30 geöffnet (und sie hatte Recht, auch wenn sncf.fr behauptete, erst ab 9). Der Wal war anfangs leer, obwohl er oft hielt, aber solange eben nur am Wochenende ein Zug fährt, bekommt das niemand mit. In Thionville, an der Hauptstrecke aus LUX, wo regelmäßig Züge fahren, füllte er sich beträchtlich und knatterte ohne weiteren Stopp bis Metz, dessen prächtigen Bahnhof er pünktlich um 21:17 erreichte.
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66 Völkerfreundschaft auf Walisch
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67 Der monumentale Bahnhof von außen

Schnell lief ich ins Hotel, um meine Tasche abzustellen, dann drehte ich – der Tageszeit zum Trotz – noch eine Sightseeing-Runde.
Um 11 schließlich fiel ich tot ins Bett.

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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