Türschlusszeit oder Losrollzeit publizieren? (Allgemeines Forum)

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Montag, 23.04.2018, 09:51 (vor 2189 Tagen) @ Alphorn (CH)
bearbeitet von Colaholiker, Montag, 23.04.2018, 09:52

Das ist kein Unfug sondern zeigt durch Übersteigerung ein Problem Deiner Argumentation auf. Eine frühere Abfahrt bei gleichbleibender Ankunftszeit bedeutet, dass gewisse Leute die Abfahrt nicht mehr erreichen.

Ich rede nicht von einer früheren Abfahrt sondern von einer pünktlichen, bei früherer Ankunft. Drücke ich mich so undeutlich aus?

Du scheinst die ganze Zeit für deine eigene, spezielle Verbindung zu argumentieren. Die kann tatsächlich besser werden. Aber jede Vorverlegung der Fahrzeit ist ein Nullsummenspiel: Es gibt genausoviele Reisende, die dadurch mehr Wartezeit am Ziel haben (z.B. wegen Umstieg auf eine Strassenbahn) wie Reisende, die Wartezeit am Startpunkt einsparen. Zudem gibt es gibt es in knappen Fällen Reisende, die wegen der Vorverlegung z.B. eine frühere Strassenbahn nehmen müssen, das wiegt Deine Ersparnis exakt auf.

Noch einmal - die Fahrzeit wird nicht verlegt. Es soll ja nur zu der bekannten, publizierten, seit Jahren unveränderten Zeit abgefahren werden. Gerade bei den Verbindungen aus der Stat raus in die Pampa stellt sich die Frage der Umsteiger nicht - auf dem Weg hier raus hat die Regionalbahn exakt einen Halt (Frankfurt-Höchst) mit Umsteigebeziehungen, da herrscht aber ein extrem dichter Takt diverser S-Bahnen und Regionalbahnen auf der Verbindung zum Hbf. Ich hätte allein bei gleicher Ankunftszeit am Hbf mindestens zwei frühere Möglichkeiten nach Höchst zu kommen (nur darüber hinaus nicht).
Alle andern Dorfhaltepunkte hier haben keinerlei anderen ÖPNV. Hier wird auf Schuhe (oder für manche auf am Bahnhof deponierte Fahrräder, falls nicht zwischenzeitlich geklaut) umgestiegen. Die einzigen Zwangspunkte, die es noch gibt, sind die Zugskreuzungen.

Frecciarossa wollte Dir nur aufzeigen: Wenn eine Vorverlegung nur Vorteile hat, warum dann nicht gleich 30 Minuten vorverlegen? Und wenn 40 Sekunden gut und 30 Minuten schlecht sind, wo genau liegt dann der optimale Punkt und mit welcher Begründung?

Und nocheinmal - es geht nicht um eine Vorverlegung, sondern um eine Abfahrt zu publizierten Zeit. So langsam zweifle ich daran, daß wir die gleiche Sprache sprechen.
Zumal am Hbf die Mindestumsteigezeit so großzügig ist*, daß jede planmäßige Verbindung klappt, egal ob der Zug pünktlich abfährt oder man irgendwann nach dem Zeigersprung sich mal überlegt, abzufertigen. Natürlich nur, wenn der Vorlauf pünktlich ist, aber mit ausreichend Verspätung kann man jeden Anschluß platzen lassen, das kann also nicht das Argument sein. Ich kenne den genauen Zahlenwert nicht, aber ich habe schon durch manuelles Probieren der Fahrplanauskunft Anschlüsse gefunden, die das System als "nicht machbar" nicht anzeigt, obwohl nach Erfahrung (Pünktlichkeit vorausgesetzt) das locker zu schaffen wäre. Aber an den 30 Sekunden oder so würde keiner der Plananschlüsse scheitern. Je nachdem, ob man eher ein "Glas halb leer" oder ein "Glas halb voll"-Typ ist, kann den exakt gleichen Sachverhalt argumentativ als "Die Umsteigezeit verkürzt sich, mimimi!" oder als "Juhu, weniger unnötige Wartezeit bis es endlich weiter geht!" deklarieren. Ich sehe es als letzteres.

Ja, wer mit Verspätung am Hbf ankommt, guckt eventuell dem Zug hinterher, den er sonst noch bekommen hätte. Mit 30 Sekunden Verspätung mehr (die man sich durch die gegenseitig ausschließenden Fahrstraßen in der Bahnhofseinfahrt sehr schnell holt) wäre das aber auch bei späterer Abfahrt passiert. Irgendwo ist eben immer die Grenze, bei der die Verspätung über den Anschluß gewinnt.

Es nochmal erklärende Grüße
der Colaholiker

*) Nicht immer sind die Mindestumsteigezeiten sinnvoll, ich kenne Beispiele bei der Straßenbahn, wo bei einer Abfahrt, die maximal an der anderen Position einer Doppelhaltestelle erfolgt, eine Zeit von 7 Minuten hinterlegt war, und auch eine Situation, wo der Umstieg von einer der Straßenbahnhaltestellen am Lokalbahnhof zur S-Bahn in zwei Minuten hätte erfolgen sollen. (Zusätzlich zur Entfernung an der Erdoberfläche kommen da noch zwei Etagen nach unten hinzu, die man auf der Karte nicht sieht.) Usain Bolt schafft das sicherlich, vielleicht auch Chuck Norris, aber dann wird's eng.
Aber am Hbf ist mehr als genug Puffer, zumal Frankfurt, anders als München, einen Quertunnel hat. ;-)

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