Reisebericht: Von der Ostsee in die Alpen (2/2) (Reiseberichte)

Auf Schiene, Samstag, 03.03.2018, 17:06 (vor 2239 Tagen) @ Auf Schiene

In Chur enden dann die Gleise der normalspurigen SBB und ich steige auf die meterspurige Rhätische Bahn um. Im Regio-Express geht es durch die Rheinschlucht bis nach Disentis.

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Das Kloster Disentis (auf dem Bild oben teilweise verhüllt) kommt in Sicht und damit der Endpunkt des Netzes der Rhätischen Bahn. Hier steigt man auf die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) um (auch meterspurig, aber teilweise mit Zahnrad).
Hier in Disentis gibt es für mich die größte Überraschung dieser Tour: Ich steige aus dem Zug von Chur aus und stelle fest, dass an meinem Anschlusszug nach Andermatt ein offener Aussichtswagen hängt (die MGB nennt ihn Openair-Wagen). Damit habe ich nicht gerechnet. Mir war bekannt, dass die Rhätische Bahn solche Wagen hat und sie im Sommer u.a. auf der Berninabahn einsetzt. Dass die Matterhorn-Gotthard-Bahn auch einen offenen Aussichtswagen hat, wusste ich nicht. Und dann erwische ich auch noch ausgerechnet den Zug, der genau diesen Wagen mitführt. Es gibt Zufälle! Ich frage zur Sicherheit noch den Schaffner, ob ich einfach zusteigen und mit normalem Ticket mitfahren kann und dann kann es losgehen.

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Die Fahrt durch die Surselva ist ein Traum - da sprechen die Bilder für sich. Was habe ich denn bitte für ein Glück: So ein Wetter und dann erwische ich auch noch den Openair-Wagen.

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Zugkreuzung mit einem Glacier-Express in Dieni

Hinter Dieni beginnt der Anstieg zum Oberalppass. Immer wieder fährt der Zug hier durch Tunnels bzw. Lawinengalerien. Das sorgt immer für einen kurzen Temperaturschock im Openair-Wagen. Während im Freien die Sonne knallt und man es trotz des Fahrtwinds nur im T-Shirt aushält, ist es in den Tunnels kalt.

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Nach knapp 40 Minuten Fahrt erreicht der Zug dann den höchsten Punkt der gesamten Strecke: Den Bahnhof Oberalppass direkt neben dem Oberalpsee.

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Dann führt die Strecke entlang des Sees und auf der anderen Seite beginnt der Abstieg in Richtung Andermatt.

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Nach dem Halt in "Nätschen" geht es in Serpentinen runter nach Andermatt. Den Bahnhof von Andermatt, in den wir gleich einfahren werden, hat man dabei die meiste Zeit vor Augen.

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Von links fahren wir gleich in den Bahnhof Andermatt ein, von rechts kommt die Schöllenenbahn von Göschenen und nach hinten geht es durch das Urserental in Richtung Furka.

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Jede schöne Bahnfahrt ist leider irgendwann mal zu Ende, in diesem Fall im Bahnhof Andermatt. Nach einigen Minuten Aufenthalt geht es dann mit dem nächsten Zug weiter nach Visp.
Dieser Zug führt auch einen modernen klimatisierten Niederflurwagen. Ich nehme aber lieber in einem älteren Wagen Platz, in dem ich die Fenster öffnen kann, wenn schon kein Openair-Wagen mitfährt.
Es geht nun einige Kilometer durch das recht kurze Urserental bis Realp. Dort liegt das Ostportal des Furka-Basistunnels

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Autozug erreicht den Bahnhof Realp

Durch den Furka-Basistunnel fahren regelmäßig Autozüge. Das erspart den Autofahrern die Fahrt über den Furkapass (und ist im Winter die einzige Möglichkeit über den Furka zu kommen, wenn der Pass gesperrt ist). Der Furka-Basistunnel ist gut 15 Kilometer lang und wurde 1982 eröffnet.
Auf der anderen Seite des Furka-Basistunnels geht es durch das Rhonetal bis Brig. Auch diese Strecke ist schön, aber nicht so beeindruckend wie die Fahrt über den Oberalppass. Außerdem bin ich langsam mit Eindrücken gesättigt. Ich mache deshalb bis Brig keine weiteren Fotos.
In Brig trifft die Matterhorn-Gotthard-Bahn auf die normalspurigen Gleise der SBB, die aus dem Simplontunnel kommen. Dabei liegt der Bahnhof der MGB am Bahnhofsplatz.

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Bahnhof Brig Bahnhofplatz

Es geht anschließend parallel zu den Gleisen der SBB bis Visp. Dort teilen sich SBB und MGB einen Bahnhof. In Visp endet mein Zug und ein weiterer Umstieg steht an. Das Streckennetz der Matterhorn-Gotthard-Bahn führt nämlich noch weiter bis nach Zermatt. Es steht ein moderner klimatisierter Triebwagen bereit. Immerhin hat er Panoramafenster.

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Eine gute Stunde dauert die Fahrt bis Zermatt.

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Breithorn (links) und Klein Matterhorn (rechts)

Um kurz nach 17 Uhr ist Zermatt erreicht. Zermatt ist autofrei und man erreicht den Ort nur mit der Bahn. Anderthalb Stunden Zeit nehme ich mir hier bis zur Rückfahrt. Das ist eigentlich zu wenig Zeit, aber auf dieser Tour passte es leider nur so. Zeit für einen Spaziergang durch den Ort ist aber und das Matterhorn strahlt in der Sonne.

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Für die Rückfahrt nach Visp nehme ich den Glacier-Express. Natürlich nicht den "richtigen" Glacier-Express, aber zumindest die Zug-Garnitur. Jetzt im Hochsommer fahren drei Glacier-Express pro Tag und Richtung und mindestens eine Garnitur wird nach der abendlichen Ankunft in Zermatt offenbar nicht in Zermatt abgestellt, sondern fährt als normaler Regionalzug zurück nach Brig (vermutlich zur Anbindung an das Werk). Genau diesen Zug erwische ich und kann mich so auf der Talfahrt noch einmal auf Panoramafenster freuen.

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Auf der Fahrt zurück nach Visp geht die Sonne langsam unter und vernünftige Bilder kann ich aus dem Zug nicht mehr machen. Aber die letzten Sonnenstrahlen erwische ich dann in Visp am Bahnhof doch noch.

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Einfahrt eines Zuges aus Zermatt in Visp

Mit einem Intercity fahre ich nach Basel durch den Lötschberg-Basistunnel. Von Basel geht es mit dem CNL "Pegasus" im Sitzwagen zurück in Richtung Heimat bis Duisburg.

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Die letzten Kilometer zurück nach Münster geht es mit dem Regionalverkehr. Dann endet eine der schönsten Bahntouren, die ich je gemacht habe. Leider wird sie exakt in dieser Form nicht mehr wiederholbar sein, eine Fahrt im Openair-Wagen über den Oberalppass aber schon. Das kann ich jedem nur empfehlen!


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