Auch NRW für ABS statt NBS Bielefeld - Hannover (Allgemeines Forum)

IR2345_Ijsselmeer, Minden, Mittwoch, 10.01.2018, 21:09 (vor 2259 Tagen) @ Karolinger

Hallo,

also erstmal wurde bei der Planung eines Tunnels mal wieder ein Königsfehler begangen: Fernab vom Schuss am grünen Tisch hat wer ein Lineal angelegt und gemeint, dass ist eine super Trasse. Diese Trasse tauchte auf einmal im Referentenentwurf des BVWP 2030 auf und sollte quasi sofort durchgewunken werden, ohne Diskussion vor Ort. Das ist erstmal nicht förderlich für die Akzeptanz.

Seien wir doch ehrlich, das Verhältnis des Deutschen zu der Eisenbahn ist mehr als ambivalent. Jeder hätte gerne einen ICE-Anschluss, am besten vor der Haustür, aber bitte schön ohne Lärm und auch ganz ohne Güterzüge (der s.g. Schienenbonus ist mehr als nur ein Bärendienst für Bahn) - nimmt dann aber trotzdem mit seinem Auto. Kurz: Er kann auf den Zug verzichten. Vor diesem Hintergrund ist es noch wichtiger, die Menschen rechtzeitig ab zu holen.

Auf der anderen Seite sind die Befürchtungen in Minden, dass das Fernverkehrsangebot eines Tages ausgedünnt werden würde, sofern es zur Tunnellösung kommt, auch nicht ganz von der Hand zu weisen - immerhin wurde noch im letzten Jahr der IC-Halt in Bad Oeynhausen aus nebulösen Gründen gekippt - immerhin eine Stadt mit fast 50000 Einwohnern und Kurort. Und auch das Beispiel der hannoverschen Südbahn (Verlegung der ICs/ex-IRs auf die SFS) macht nicht gerade Mut, auch wenn hier mehr Einwohner leben als in dort).

Als drittes muss man noch verstehen, dass die Betriebsqualität mindestens auf dem Abschnitt Minden - Hannover aufgrund der nur 2 Gleise ich sag mal Optimierungspotential hat. Hier befürchtet man durch die Tunnellösung noch viel länger auf zwei weitere Gleise warten zu müssen.

Was Fahrzeit angeht, so bin ich mir sicher, dass es auch ohne die Tunnellösung geht. Geschwindigkeiten:
Bielefeld - Minden: 160 km/h
Minden Bahnhofsbereich: 100 km/h (laut Fernbahn.de)
Minden-Hannover 160 km/h (Abschnitt Bückeburg->Haste 200 km/h auf 25 km und Wunstorf-Seelze-Hannover 200 km/h auf ca 16 km)
Heute ist der bedeutendste Geschwindigkeitseinbruch tatsächlich in Minden mit 100 km/h , was mit einem Tunnel natürlich obsolet wäre. Aber die Abschnitt von Bielefeld bis Minden ist heute mit 160 km/h befahrbar und von Minden bis Hannover gibt es 200 km/h Inseln. Verbindet man diese 200er Insel, so komme ich rein rechnerisch (mit einem ICE1 gerechnet) auf diesem Abschnitt auf eine Fahrzeit (ohne Reserve) von 39 min. Erhöhung auf 230 ergibt 2 min Ersparnis, also 37 min.

Baut man hingegen einen Tunnel und lässt die Züge ab Löhne auf 200 beschleunigen, so ergibt sich für mich "nur" 37 min, also schafft der Tunnel einen Vorteil von 2 min (man möge mich korrigieren!)

Das andere Problem ist eines, dass wir in Deutschland gratis mit jeder weiteren SFS bekommen haben: der fehlende Knotenausbau. Will man also ITF-Knoten an beiden Enden haben, also in Bielefeld und in Hannover, dann sollte auch an deren Infrastruktur gearbeitet werden. Z.B. müssen sich S-Bahnen aus Minden und Nienburg mit RE/IC/ICEs aus Bremen/Dortmund zwischen Wunstorf und Seelze ein Gleis teilen - welches eigentlich mit 200 km/h befahren werden kann.

Kurz: Die Entscheidung der Politiker vor Ort unabhängig von Parteibuch gegen die Tunnellösung ist gar nich so dumm, wenn die Tunnelgelder stattdessen in den Knotenausbau fließen würden!

Grüße


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