Da werden Erinnerungen wach... (Reiseberichte)

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Freitag, 04.08.2017, 08:23 (vor 2429 Tagen) @ kcp

Mittlerweile war ich schon dreimal dort, dementsprechend kommt mir so einiges bekannt vor, was Du zeigst. :)

ich hatte mich von meinem besten Freund überreden lassen mit ihm und seine Familie eine Ostsee-Kreuzfahrt zu machen.

Überreden? Wirklich? Da müßte man mich nicht überreden.

(mehr als Schnappschüsse sind es wirklich nicht, weil wir aufgrund der Visa-Regelungen in Rußland nur mit Führer in die Stadt kamen und es so wenig Chancen gab, sich für Bahnfotographie abzuseilen).

Bei unserem ersten Aufenthalt hatten wir einen ganz offiziellen Ausflug über die Reederei gebucht, bei dem wir vier Stunden Aufenthalt zur freien Verfügung hatten. Das Gruppenvisum gab es dafür auch, wir mußten nur zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Treffpunkt sein.
Wir haben die Zeit damals (Frevel) allerdings genutzt, um zum Freizeitpark Divo Ostrov zu gelangen, und die dortigen Achterbahnen "abzuhaken". Wannhat man schon mal die Möglichkeit dafür. Aber - natürlich war da auch eine Metrofahrt für nötig, die für uns an der Station Admiralteiskaja begann und nach dem Ausflug auch endete. Diese Station ist die tiefstgelegene Station im Netz (mehr als 100 Meter unter der Erde), und man braucht rund eine Viertelstunde vom Verlassen des Zuges bis zum Ausgang der Station. Bei der Länge der dortigen Rolltreppen läuft da übrigens niemand.

Mit einer ordentlichen steilen und ordentlich fixen Rolltreppe ging es dann abwärts. Unten bestimmen Marmor mit Bronzeinesätzen das Bild und huldigen dem Arbeitervolk der Sowjetunion

Was mich dort fasziniert ist nicht nur die Gestaltung der Stationen, sondern auch ihr Zustand. Immer top gepflegt.

Im Park des Peterhofs gab es Wasserspiele verschiedenster Art und Größe

Im Peterhof waren wir letztes Jahr. Schöööön!

Da St Petersburg viel Wasser hat, gehörte auch eine Fahrt auf der Newa und den diversen Kanälen zum Programm. So entstand dieses Trambild

Die Newafahrt war zusammen mit dem Katharinenpalast vorletztes Jahr auf dem Programm bei uns.

Die Kirche der Peter-und-Paul-Festung. Hier endete am zweiten Tag uns Petersburgaufenthalt

An zwei Tagen kann man natürlich wesentlich mehr machen, wir lagen bisher bei jeder Fahrt nur von morgens bis abends im Hafen.

Die Eremitage - ein riesiges Kunstmuseum - von vorne und von anderen Ufer

Sie wird laut unserer Führerin regelmäßig in einer anderen Farbe gestrichen. Diesesmal blaß türkis (oder wie auch immer man die Farbe nennen will).

Ich kenne sie nur in dieser Farbe. Sie zu besuchen soll aber nicht ohne sein, weil grundsätzlich voll und viel zu viel um es in halbwegs sinnvoller Zeit zu schaffen. Naja, für mich als Kunstmuggel eh nichts.

Wer was für Kirchen übrig hat, dem sei ein Besuch der Blutkirche (auch Auferstehungskirche genannt) ans Herz gelegt

Im Gegensatz zur nicht minder sehenswerten Isaakkathedrale. Diese ist keine Kirche mehr, sondern offiziell ein Museum

Bei unserem ersten Besuch in Petersburg waren wir oben auf der Isaakkathedrale. Da hat man eine tolle Aussicht.

Mich persönlich hatte der große Ballsaal mit seinem Gold und Glas viel mehr beeindruckend, als das später folgende Bernsteinzimmer

Und ganz wichtig: Im Bernsteinzimmer nicht fotografieren!

Eher kurios: WC-Bus im Hof der Peter-und-Paul-Feste

:-o Haben die da ernsthaft Kabinen reingezimmert?

Zwei Tage sind natürlich viel zu wenig für sei eine Stadt. Die Tage haben aber Lust gemacht nochmal wiederzukommen.

Oh ja, und Sankt Petersburg ist wirklich faszinierend.

Das ist eh das, wozu so eine Kreuzfahrt am besten taugt: Für ein oder zwei Tage in eine Stadt reinzuschnuppern und so ein Bild zu bekommen, ob sich wiederkommen lohnt, Mein Fazit nach der Tour: Petersburg, Helsinki, Stockholm und Kopenhagen lohnen sich, da nochmal hinzufahren. Tallin war eher nicht so mein Fall.

Mir haben alle der aufgezählten Städte gefallen, auch Tallinn. Sowohl zu Fuß durchs historische Zentrum oder wie beim letzten Mal mit den Hop On Hop Off-Bussen durch die Stadt und ihre Umgebung.

Ein paar letzte Worte zum Kahn: War eher das Schiff der lebendige Toten (meines Freundes Schwager prägte am ersten Abend den Begriff "Zombies" für unsere Mitreisenden - den haben wir für den Rest des Trips auch ausgiebig verwendet :-)).

Nicht umsonst haben diese Schiffe auch den Spitznamen Mumienkutter. :-P

Was auch ein wenig gewöhungsbedürftig ist: 1200 Passagiere werden von einer 500 Mann starken Crew umsorgt, die zu 90% aus Filipinos besteht - das hat schon was von modernem Sklaventum.

Ist auf Kreuzfahrtschiffen nicht ungewöhnlich, wobei ich über die Jahre mit etlichen filipinos Kontakte geknüpft habe, und durch die Bank weg alle mir erzählt haben, daß die Arbeit auf dem Schiff zwar hart ist, aber die Bedingungen (und erst recht die Bezahlung) meist deutlich besser ist, als das, was sie in ihrer Heimat erreichen könnten. Ein Kellner erzählte mal, daß mit seinem Gehalt seine gsamte Familie gut leben kann und seine Töchter auf eine gute Privatschule gehen können - um das gleiche Geld zu haben, mßte in seiner Heimat die gesamte Familie inklusive der Töchter arbeiten. Ein anderer Barkeeper erzählte, er würde jetzt einfach recht sparsam leben, den Job ein paar Jahre machen, dann in seine Heimat zurück kehren, und sich von dem erarbeiteten Geld ein schönes Haus zulegen und mit seiner gesammelten Erfahrung irgendwo, wo es sich lohnt, selbst eine Bar aufmachen und dann ist er nur noch Chef.
Beim ersten Mal kommt es einem schon seltsam vor, aber die Menschen dort haben einfach eine andere Mentalität - sie sehen diese Arbeit als Chance für einen wirtschaftlichen Auschwung für ihre Familien. Jedenfalls sind die Jobs sehr begehrt und die Reedereien sieben kräftig aus... abe ich schweife ab.

Dir für die schönen Bilder dankende Grüße,
der Colaholiker

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