Bund & Länder stehlen sich aus Verantwortung für Zugverkehr (Allgemeines Forum)

sb, Samstag, 13.05.2017, 14:44 (vor 2512 Tagen) @ ICETreffErfurt

Das AEG sagt:

(12) 1Schienenpersonennahverkehr ist ein Verkehrsdienst, dessen Hauptzweck es ist, die Verkehrsbedürfnisse im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr abzudecken. 2Das ist im Zweifel der Fall, wenn in der Mehrzahl der Beförderungsfälle eines Zuges die gesamte Reiseweite 50 Kilometer oder die gesamte Reisezeit eine Stunde nicht übersteigt.

(...)


Demnach sind ein Großteil der SPNV-Leistungen SPFV, womit auch viele RE seitens der Länder dieser Argumentation folgerichtig abzubestellen wären?


Mir fällt jetzt kein konkretes Beispiel ein. Der NüMüX bedient ja auf der NBS die Halte Allersberg und Kinding sowie Ingolstadt Nord und ist somit klassischer Nahverkehr, da diese Halte von sonst keinem anderen Zug bedient werden.

Ach – Gleiches träfe ja dann auch auf Ilmenau-Wolfsberg zu...

...und bezüglich der Distanzen beträgt die "Mehrzahl der Beförderungsfälle" im München-Nürnberg-Express auch mehr als 50 km Reiseweite.

Folglich hast Du Dir soeben selbst widersprochen!

Das eine RE-Linie langlaufend ist, ist ja keine Alleinbedingung für die Zuordnung zum Fernverkehr. Auch der RE Elsterwerda-Stralsund ist rechtlich kein Fernverkehr, weil die wesentliche Aufgabe in der Erschließung der Zwischenhalte liegt.

Wie gesagt, fällt mir aktuell keine RE-Linie ein, die nach dem AEG dem reinen Fernverkehr zuzuordnen wäre.

Doch, siehe oben; und der Verweis auf das Kriterium "50 km Reiseweite" kam von Dir.

Da Coburg nicht in Thüringen liegt, ist eine Anbindung dieser Stadt an den Knoten Erfurt keine Aufgabe des thüringer Regionalverkehrs.

Aus Bayern vernimmt man durchaus Interesse daran, nachdem der München-Nürnberg-Express ein voller Erfolg ist; aber eine Verlängerung nach Thüringen wäre also sehr wohl in der Verantwortung Thüringens.

Momentan besteht die Hauptaufgabe von Thüringen bzw. der NVS darin die Lücken für Weimar, Jena und Saalfeld zu schließen, die die DB Fernverkehr durch die Umlegung der ICE auf die NBS gerissen hat.

Dies ist zwar nötig, jedoch aus landespolitischer Sicht etwas wohlfeil: Wie schon geschrieben, war es Anfang der 1990er Jahre der Wunsch Thüringens, den Fernverkehr Bayern – Thüringen mit dem Fernverkehr Bayern – Leipzig / Berlin im Sinne der dann definierten VDE8 Nürnberg – Erfurt – Halle/Leipzig – Berlin zu kombinieren; dass Weimar, Jena und Saalfeld dann ggf. aus dem Fernverkehr fallen, war spätestens mit dem Wunsch nach "Eigenwirtschaftlichkeit" des Fernverkehrs absehbar. (zu jener Zeit führte die CDU sowohl die Regierungen in Bund unter Bundeskanzler Kohl als auch im Land Thüringen unter den Ministerpräsidenten Duchač und Vogel an)

Ein RE200 würde die NVS mittelfristig wohl finanziell überfordern und die BEG wäre auch nicht bereit sich daran in größerem Maßstab zu beteiligen, da für sie in Coburg ihr Aufgabenbereich endet.

Meines Wissens falsch, siehe oben; wäre der letzte Nebensatz korrekt, würden in Deutschland sehr viele statt nur wenige der SPNV-Verbindungen vor der Landesgrenze enden.

Außerdem gab es zu Projektbeginn ja mal eine Zusage seitens der DB für IR-Verkehre für Coburg.

...und es wäre tatsächlich in Verantwortung der Bundesländer gewesen, dem Bund über den Bundesrat schon in den 1990er Jahren im Zuge der Regionalisierung zu einem Fernverkehrs-Sicherungsgesetz zu verhelfen; zudem wollten die damals maßgeblichen Parteien die sog. "Eigenwirtschaftlichkeit" des Fernverkehrs gesetzlich verankern, was Thüringen und anderen Bundesländern nun auf die Füße fällt.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum