Gut so und eine Frage (Allgemeines Forum)

kater_k, BBRN, Freitag, 12.05.2017, 08:56 (vor 2513 Tagen) @ oppermad
bearbeitet von kater_k, Freitag, 12.05.2017, 08:57

Moin,

Was dagegen sicher ist: Das britische Eisenbahnwesen ist in einigen Regionen ganz schön am Ende. Weitermachen wie bisher ist keine allzu erfolgversprechende Option.


mal eine Frage an Dich als Insider (zumindest was Land angeht): Inwiefern am Ende? Schienen abgefahren, Fahrzeuge veraltet, Technik unzuverlässig?

Im Übrigen bin ich der Meinung -nicht das Karthago zerstört werden muss-, dass man die Bahn dort keinesfalls verstaatlichen sollte, um ein Beispiel für das Ergebnis von Privatisierung zu haben. Privatisierungen können sinnvoll sein. Oft geschieht das um "jeden Preis" und der ist mir zu hoch. Da werden Melkkühe geschlachtet oder hinterher marode Unternemensteile wieder verstaatlicht.

Unabhängig von der Beschäftigung im öffentlichen Dienst diese Ansichten auch vorher schon vertreten habende Grüße,

Dirk

Ich sollte vielleicht vorweg schicken, dass mein Eindruck subjektiv ist. Ich arbeite zwar in der Software-Branche und gelegentlich auch an Aufträgen von Eisenbahnunternehmen, aber habe mit dem Betrieb nichts am Hut. Allerdings nutze ich Govia-Züge (Southern, Thameslink, Gatwick Express) nahezu täglich.

Während meine Pendel-Strecke relativ kurz ist, und mindestens drei Züge die Stunde fahren (und ich außerdem noch auf mehrere Buslinien ausweichen könnte) habe ich auch Kollegen mit deutlich weiterer Anreise (Hastings - Brighton etwa). Diese sind im Schnitt an drei Wochentagen pünktlich, an den anderen Tagen wird die erste halbe Stunde des Tages (oder auch länger) vom Zug aus gearbeitet, weil die vorherige Verbindung wegen so illustrer Gründe wie "Zug war nicht aufgetankt" ausfällt. Auch im Büro-Slack-Channel muss ich nicht weit scrollen, um Meldungen wie

Massive signaling problems at Brighton. Most trains are cancelled at the moment but normal service expected by 2pm. Just in case anyone was hoping to go to london this afternoon.

zu lesen. Auch die Überraschung über derartige Meldungen hält sich dort stark in Grenzen.

Kombiniert mit den häufigen Bauarbeiten, die die viktorianische Infrastruktur in Schuss halten sollen, kommt also gefühlt alles zusammen. Die von der ATOC/RDG zur Verfügung gestellten Statistiken zur Pünktlichkeit stammen von den Verkehrsunternehmen selbst. Ein Abgleich verschiedener Datenquellen über mehrere Wochen (ich hatte ein Skript geschrieben, dass minütlich die Live-Ankünfte mehrerer Knotenbahnhöfe in einer Datenbank festhält und diese Ergebnisse mit den Daten aus dem Darwin HSP-Feed verglichen, zeigte erhebliche Diskrepanzen).

Es ist also schwierig, die Performance wirklich objektiv zu beurteilen, da die Datenquelle entweder nicht vertrauenswürdig ist und man selbst nicht genug Ressourcen hat, die Lage umfassend zu beurteilen. Im Fall von Southern liegt das sicher auch an einigen Besonderheiten des Franchise-Vertrages, der Verbesserungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht eher unattraktiv macht. Das die Situation eher grottenschlecht ist, scheint für die meisten Pendler allerdings deutlich.

Abschließend kann ich mich Deiner Zurückhaltung nur anschließen. British Rail war auch nicht das Gelbe vom Ei und man darf gespannt sein, ob hier noch ein goldener Mittelweg gefunden wird.


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