Erreichbarkeit deutscher Tourismusregionen im DB Fernverkehr (Allgemeines Forum)

Murrtalbahner, Donnerstag, 23.03.2017, 02:00 (vor 2584 Tagen) @ Murrtalbahner

Zur Präsentation: Wusste gar nicht, dass man so wenig Angebot so toll aussehen lassen kann. Die Propaganda-Abteilung der DB überrascht mich immer wieder.

Diese Kritik möchte ich gerne auch noch begründen:

Seite 6:
Das tolle Zusammenspiel zwischen IC und NV am Beispiel Bodensee kann man nahezu vergessen. Der IC 2005 fährt an genau zwei Tagen die Woche und hat in Radolfzell keinerlei Anschlüsse in Richtung östliche Bodensee-Region. Der nächste in diese Richtung ist die 49min später verkehrende RB.
Die EC-Züge von/nach Lindau spielen eine eher untergeordnete Rolle, da von München her der NV deutlich öfter (und meist günstiger) fährt. Von Norden macht es ohnehin keinen Sinn, diese Züge zu benutzen.
Somit wird eine der wichtigsten Tourismusregionen in Deutschland (und der Deutschen), nämlich der Bodensee-Raum, gerade mal mit einem täglichen Zugpaar und einem 2x wöchentlich verkehrenden Zugpaar angeschlossen.

Seite 8:
Wie für den Bodensee gilt auch für das Allgäu: Der EC München-Zürich spielt für dieses überhaupt keine Rolle. Memmingen liegt wenn überhaupt nur am Rande, und damit weit entfernt der touristischen Hotspots, lediglich das eine Zugpaar via Kempten in Tagesrandlage fährt das Allgäu an. Da der EC aber wieder nur in/aus Richtung Schweiz interessant ist, wäre ein Halt in Immenstadt ebenso angebracht, sonst verliert man Richtung Oberstdorf gleich mal eine Stunde -> kann man gleich den NV nutzen.
Bleiben also nur noch der 2012/2013 und der 2084/2085, die immerhin täglich fahren. Letzterer steht dann aber bis zu 34 Minuten in Augsburg, weil man es nicht gebacken bekommt, diesen Zug mit attraktiven Fahrzeiten von Oberstdorf nach Augsburg zu führen.

Nimmt man als Zwischenfazit die DIREKTE Bedienung der vier wichtigsten Tourismusregionen in Süddeutschland (Schwarzwald, Bodensee, Allgäu, Bayerische Alpen) durch den Fernverkehr, so kommt doch ein ziemlich erbärmliches Bild zustande.

Völlig skuril wird es auf Seite 10:
Hier feiert man die NBS Nürnberg-Erfurt als bessere Erschließung des Naturparks Thüringer Wald, in dem man Erfurt als Bezugspunkt anpreist. Ist es nicht eher so, dass durch die entfallenen Halte in Saalfeld der Thüringer Wald noch schlechter angebunden ist?

Man kann natürlich sich preisen, dass man in 1h50 im Thüringer Wald ist, weil man dann in Erfurt am Bahnhof steht und ewig auf den alle 2h verkehrenden Anschluss warten muss. Man könnte sich auch preisen, dass mit Hamburg die Nordsee doch mit dutzenden Fernverkehrshalten toll angebunden ist. Oder der Schwarzwald mit den vielen Halten in Mannheim. Oder die Alpen mit den vielen Halten in München. Das wären mal vergleichbare Größen zu Seite 10.


Dafür, dass man anscheinend einen Marktanteil von 15% hat, lässt man doch sehr viel Potential in den Zielgebieten liegen. Das Allgäu hatte beispielsweise 11 Mio Übernachtungen bei 3 Mio Ankünften (1 Mio mehr als z.B. Stuttgart).
Wobei man durchaus fragen kann, wie die 15% zustande kommen, zumal in der Überschrift von 10% die Rede ist. Sind das Urlaubsreisen? Oder sind da die Wochenendtrips in die Städte auch dabei? Laut Reiseanalyse nutzen lediglich 5% der Urlaubsreisenden für die Anreise die Bahn.
Auf der selben Folie 2 spricht man von einem "dichten Fernverkehrsangebot". Gerade in den Urlaubsregionen kann ich diese Einschätzung überhaupt nicht teilen. Hier wurden auch nur die noch bessere Regionen betrachtet. Ecken wie Eifel, Sauerland, Mosel, Harz oder Erzgebirge sind völlig ohne Fernverkehrsanschluss.

Aus diesen Gründen ist die Powerpoint für mich völliger nonsens, da einseitig, beschönigend und fehlerhaft.


PS: Auf Seite 11 der Präsentation möchte ich nicht weiter eingehen, meine Einstellung dazu habe ich bereits zu genüge kund getan.


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