Sonderfall Basel Bad (Allgemeines Forum)

ThomasK, Montag, 26.09.2016, 00:07 (vor 2761 Tagen) @ flierfy

Das Fernverkehrsprodukt B verfügt über eine Kantenzeit Mannheim Hbf - Basel SBB von 120 Minuten und bedient mit jeweils 30 Minuten Zwischenkantenzeit die Vollknoten Karlsruhe Hbf, Offenburg und Freiburg (Breisgau) Hbf) mit einem zusätzlichen Halt in Basel Bad. Das Fernverkehrsprodukt B sollte im Halbstundentakt fahren. Den Halt Baden Baden würde ich aufgeben.

Warum Halbstundentakt? Momentan fahren auf der Rheinbahn 1,5 Fernzugpaare pro Stunde. Eine Verdopplung auf drei scheint mir übertrieben. Auch im Stundentakt würde dieser B-Zug alle Knoten bedienen.


Selbstverständlich sollte die Anzahl der Fahrgäste bis 2032 verdoppelt werden. Alleine durch den ITF und durch die schnelleren Beförderungszeiten ist davon auszugehen, dass mindestens 50% mehr Fahrgäste auf der Rheinschiene unterwegs sind.

Abgesehen davon werden 2032 die Betriebskosten für die PKWs so hoch sein, dass weitere Fahrgäste vom Auto auf die Bahn umsteigen werden.

3 Fernverkehrszüge pro Stunde und Richtung zwischen Mannheim Hbf und Basel SBB ist für 2032 keinesfalls überdimensioniert.


Das Fernverkehrsprodukt A (ICE-Sprinter) verfügt über eine Kantenzeit Mannheim Hbf - Basel SBB von 90 Minuten und hält lediglich in Karlsruhe Hbf. Das Fernverkehrsprodukt A fährt im Stundentakt.

Warum sollte man an Freiburg vorbei fahren, nur um das kleinere und unbedeutendere Basel zu erreichen? Ich würde es eher umgekehrt machen, in Freiburg halten und an Basel vorbeidüsen.


Auf gar keinen Fall.

Basel SBB ist einer der drei Ecken des großen SBB-Dreiecks Zürich HB, Bern und Basel SBB. Basel SBB ist bei weitem wichtiger als Freiburg (Breisgau) Hbf. Auch ist Karlsruhe Hbf bei weitem wichtiger als Freiburg (Breisgau) Hbf. In Freiburg wird überwiegend vom Fernverkehr in den Nahverkehr umgestiegen. Zudem baut das Bundesland Baden-Württemberg die S-Bahn Freiburg aus, wobei etliche Strecken elektrifiziert werden und Taktverdichtungen geplant sind.

Auch gibt es eine Besonderheit in Basel Bad.

Der gesamte Bahnhof Basel Bad liegt vollständig auf Schweizer Hoheitsgebiet, d.h. es gilt ausschließlich Schweizer Recht. Mit dem Staatsvertrag zwischen der Schweiz und - damals - Baden wurde festgelegt, dass zwischen der innerbasler Rheinbrücke und der Staatsgrenze D/CH eisenbahnrechtlich ausschließlich badisches Recht - bzw. heute deutsches Recht gilt. In Basel Bad gilt also die deutsche EBO.

Eine kuriose Situation gab es im Sommer 1980. In Deutschland galt die Sommerzeit, aber die Schweizer hatten 1979 der Schweizer Regierung untersagt, in der Schweiz die Sommerzeit im Sommer 1980 einzuführen. Rings um die Schweiz herum (Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien) galt also 1980 die Sommerzeit, nur in der Schweiz aufgrund der Volksabstimmung die Normalzeit. Die Internationalen Züge Milano C - Gotthard - Basel - Deutschland bzw. Milano C - Brig - Lötschberg - Bern - Basel - Deutschland fuhren eine Stunde zu früh durch die Schweiz, da die FS und DB beide Sommerzeit hatten.

Im Sommer 1980 war es also so, dass alle Uhren auf allen Bahnsteigen in Basel Bad die deutsche Zeit zeigten und sich alle Abfahrts- und Ankunftspläne in Basel Bad auf die deutsche Zeit bezogen. Aber die Turmuhr auf dem Bahnhof Basel Bad gehört nicht zum Eisenbahnbetrieb, sodass im Sommer 1980 die Turmuhr Basel Bad Schweizer Zeit zeigte.

Mehrere Fotografen stellten sich nun so hin, dass man sowohl die Bahnsteiguhren als auch die Turmuhr auf dem Foto sehen konnte. Auf einem Foto konnte man sehen, wie ein IC in Basel Bad um 14.14 Uhr Richtung Freiburg (Breisgau) abfuhr und auch die Bahnsteiguhr 14.14 Uhr zeigte, aber die Turmuhr 13.14 Uhr Schweizer Zeit.

Ein Eisenbahnfan hat auch ein Foto vom Abfahrtsplan DB Basel Bad gemacht. Lustig, wie ein IC in Basel Bad um 13.41 Uhr abfuhr und um 12.46 Uhr in Basel SBB endete, denn in Basel SBB galt auch auf dem Bahnhof ausschließlich Schweizer Zeit.

Da die Zeitverschiebung nach allen Seiten die SBB einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kostete und man am Bodensee auf Schweizer Seite mit zwei Uhren arbeitete wurde es der Schweizer Regierung im Herbst 1980 zu dumm und sie beschloss für 1981 das Volksabstimmungsergebnis von 1979 zur Beibehaltung der Normalzeit in der Schweiz zu missachten und 1981 ebenfalls die Sommerzeit in der Schweiz einzuführen.

Einige Schweizer sammelten Unterschriften für ein Referendum, aber die 50000 Unterschriften kamen nicht mehr zusammen, sodass die Schweiz nur im Sommerhalbjahr 1980 eine Zeitinsel blieb.


Ein weiteres Kuriosum von Basel Bad:

Da Basel Bad eisenbahnrechtlich zu Deutschland gehört und alle Bahnhofsanlagen und Grundstücke sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland (NICHT DB Netz!) befinden, wird auch Basel Bad nicht in der Datenbank der DB Netz aufgeführt. Juristisch ist es nicht möglich, dass die DB Netz Eigentümerin der Bahnhofsanlagen Basel Bad ist, da sie sich im Ausland befinden. Also bezahlt die Bundesrepublik Deutschland die DB Netz dafür, die Bahnanlagen zu unterhalten. Die Trassen- und Stationsgebühren für den Bereich Basel Bad gehen direkt an das Bundesfinanzministerium und nicht an die DB Netz.

Die Planfeststellung für die NBS Karlsruhe - Basel SBB geschieht, soweit sie sich auf das Schweizer Territorium im Bereich Basel Bad bezieht, ausschließlich nach Schweizer Recht. Das bezieht sich auch auf Einwendungen. Allerdings werden sämtliche Baumaßnahmen im Bereich Basel Bad direkt von der Bundesrepublik Deutschland bezahlt, da der Bund alleiniger Eigentümer ist.

Demzufolge bekommen die Stadt Basel, der Kanton Basel Stadt und die Eidgenossenschaft sämtliche Neubauten im Bereich Basel Bad von Deutschland "geschenkt".


Der oben von anderen Usern angesprochene unterirdische Eisenbahntunnel wird deshalb lediglich für eine Basler S-Bahn in Betracht gezogen; der Fernverkehr, für den Basel Bad aktuell ausgebaut wird, bleibt an der Oberfläche.

Langfristig planen die Schweizer zwischen Basel und Olten einen neuen Eisenbahntunnel zu errichten und die Kantenzeit Basel SBB - Bern auf 45 Minuten zu reduzieren. Da aber zwischen Basel SBB und Bern ohnehin alle 30 Minuten gefahren wird, ändert sich an der Fragestellung für den ITF in Deutschland auf der Rheinschiene nichts.

Aufgrund der Viergleisigkeit zwischen Basel SBB und Basel Bad könnten also sowohl das A-Produkt als auch das B-Produkt gleichzeitig Basel SBB verlassen. Nach der Abfertigung auf zwei verschiedenen Gleisen in Basel Bad könnte also auf der Fahrt nach Deutschland das B-Produkt unmittelbar hinter dem A-Produkt hinterherfahren.


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