Spekulation um Gründe für das Video treiben seltsame Blüten (Allgemeines Forum)

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Mittwoch, 10.02.2016, 13:06 (vor 2970 Tagen) @ TRAXXP160DE

Wo waren die 60 potentiellen Ersthelfer? Auch nach 8 min war ja wohl noch kein Feuerwehrmann in diesem Teil des Zuges.

Daß 60 Personen keine körperliche Verletzung davongetragen haben, heißt nicht, daß diese 60 Personen auch als Ersthelfer zur Verfügung standen. Als direkt Betroffener muß man sich erstmal der Situation klar werden, sich orientieren, und ist mental unter Umständen gar nicht in der Lage, sofort erste Hilfe zu leisten.

Wenn dazu die von einem Augenzeugen berichtee herunterhängende und funken (eher Lichtbögen) sprühende Fahrleitung hinzu kommt, hemmt das die Personen, die theoretisch helfen könnten, auch. Wenn irgendwo in meiner Umgebung 15 kV baumeln, bleibe ich auch lieber da, wo ich gerade bin und nicht durchströmt werde, als irgendwoanders hin zu gehen und im schlimmsten Fall direkt gebraten zu werden.

Bleibt zusammenfassend zu sagen: Wir alle brauchen mehr Erste Hilfe. Offenbar gilt heute immer noch für die ersten 5 - 30 min nach Eintritt eines Schadensereignisses: Hilf Dir selbst.

Da bei derartigen Schadenslagen die Anzahl der Opfer (im Sinne von betroffenen Personen, unabhängig von er Schwere der Verletzungen) mindestens in der ersten Zeit immer die der Helfer übersteigen wird, ist das das beste, was man machen kann, so lange man es kann.

Wo sind im Zug eigentlich die Nothämmer, Feuerlöschr und Verbandskästen? Sind die im dunkeln beleuchtet. Warum gibt es kein Notlicht, was batteriebetrieben ist?

Batteriebetriebenes Notlicht gibt es - nur bringt das nichts, wenn Teile der zugehörigen Ausrüstung aufprallbedingt zerstört sind. Wo die anderen Einrichtungen sind, ist von Wagen zu Wagen unterschiedlich, und ob sie nach einem solchen Zusammenstoß noch da sind, wo sie sein sollten, ist dann die nächste Frage.

Warum geht niemand zu dem schreienden Verletzten und redet mit ihn? Diese acht Minuten finde ich als ehem. Sanitätssoldat sehr aufschlussreich. Bitte nicht immer alles sofort als pietätlos nieder machen.

Du als ehemaliger Sanitätssoldat bist aber anders ausgebildet als die meisten der Fahrgäste dort an Bord. Du wurdest in Deiner Ausbildung sicher auf Situationen mit vielen (teils schwer) Verletzten vorbereitet (und sei es nur in realistischen Übungen), im Zuge Deiner Soldateneigenschaft vermutlich sogar unter (simulierten) Gefechtsbedingungen. Vielleicht warst Du sogar im Einsatz und hast dementsprechende Erfahrungen gesammelt. Die meisten Fahrgäste da im Zug haben vielleicht irgendwann mal den für den Führerschein nötigen Kurs "Sofortmaßnahmen am Unfallort" besucht. Das wars. Dort wird man auf MANV-Situationen definitiv nicht vorbereitet. Ich sehe das auch anders, als ehemaliger Feuerwehrmann hat man in der Hinsicht auch eine andere Ausbildung und Sichtweise als der Normalbürger, man darf aber nicht vergessen, daß man da das eigene Wissen und Können nicht uneingeschränkt auf Dritte übertragen kann.

Kleines Beispiel: Ich habe mal bei einer Veranstaltung, bei der ich in der Technik eingesetzt war, erlebt, daß jemand während des Aufbaus von draußen reingerannt kommt, und brüllte, es würde draußen brennen. So ziemlich jeder, der es gehört hat, stand erstmal schreckenssteif da, während ich mir den nächsten Feuerlöscher geschnappt habe und die brennende Mülltonne draußen im Nullkommanichts ausgepustet hatte. Die meisten wußten in dem Mment absolut nicht, was sie tun sollten, für jemanden, der aber mit der Materie "Brandbekämpfung" vertraut ist, war es eine Kleinigkeit, wie andere eine Kerze auspusten. Und eine solche Situation ist noch nicht mal ansatzweise mit einem solch schweren Unfall zu vergleichen.

Als Unbeteiligter ohnehin die Situation leicht falsch einschätzende Grüße,
der Colaholiker

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