ETCS Level 3 ist bereits im Einsatz! (Allgemeines Forum)

guru61, Arolfingen, Freitag, 04.09.2015, 07:39 (vor 3147 Tagen) @ JW
bearbeitet von guru61, Freitag, 04.09.2015, 07:41

Hallo guru61,

Mich wundert übrigens, warum ETCS 3 noch nirgends in der Entwicklung ist: Die Vorteile, keine Streckenausrüstung zu haben, müssten doch riesig sein.

Der derzeitige ETCS-Standard enthält alle Protokolle die für ETCS Level3 erforderlich sind, das einzige was für die allgemeine Anwendung fehlt ist ein Standard für die automatische Prüfung der Zugvollständigkeit (insbesondere bei Güterzügen ohne elektrischen Zugbus schwierig).

Hallo
:-)
Das Auto ist schon voll entwickelt und einsatzbereit. Das einzige was noch fehlt ist die Lenkung.

Sorry, Aber so kommt mir das rüber.

Ich denke, die Prüfung der Züge auf Vollständigkeit ist wohl eines der Kernstücke vom Einsatz zu L3.
Ohne das ist die Sicherheit nicht gewährleistet.

Deshalb kommen die bisherigen ETCS Level3 Produkte auch nur auf Strecken zum Einsatz, auf denen fest miteinander verbundene Triebwagen verkehren oder die über einen fahrzeugspezifischen Zugbus die Train-Integrity ermitteln.

Eben, also nicht tauglich für gemischten Betrieb. Weil eines der Kernstücke fehlt.


Neben diesem artreinen ETCS Level 3 Anwendungen, wurde dieses Jahr in den Niederlanden ein kurzer Abschnitt der Flevoline mit einer Variante namens "Robust Level 3" ausgerüstet, die sich derzeit im Testbetrieb befindet. Dies ist die erste Anwendung auf einer Hauptbahn. Allerdings bedeutet "Robust Level3" nicht das alle Züge damit verkehren. Die Züge die Ihre Train-Integrity nicht prüfen, fahren weiterhin unter Level2 und der nachvolgende Zug folgt im normalen Blockabstand. Aber wenn ein Triebwagen mit Train-Integrity-Prüfung verkehrt, kann der nachfolgende Zug im Moving-Block-Abstand folgen.
Mit diesem System ist eine höhere Zugfrequenz möglich, obwohl normale Güterzüge auf der Strecke verkehren. Eine Reduktion der Infrastrukturkosten ergibt sich daraus natürlich nicht, aber eine höhere Leistungsfähigkeit.

Womit aber die wirklichen Vorteile von L3 nicht ausgereizt werden.
L3 bedeuten für mich, dass der Betreiber nur die Fahrbahn bereitstellen muss. Quasi die Autobahn, als Pendent auf der Strasse. Da dann alle mit der gleichen Sparche sprechen, bzw das gleiche Telegramm verwenden, sollte man dann doch dem Verfahren auf der Strasse, als grössten Konkurrenten im Güterverkehr, nahekommen: Nämlich, dass eine polnische Lok freizügig (abgesehen vom Stromsystem) durch Europa fahren kann.
Der polnische Lastwagen kann bis nach Vladivostok und Gibraltar fahren. Die Lok nicht, weil gerade beim L2 wieder jeder sein Sonderzügli fährt.

Beim Flieger übrigens dasselbe: Ein Flieger der in Japan abgenommen ist, fliegt um die Welt.

Solange jede Aufsichtsbehörde darüber wacht, dass sich die Zulassungsbedingungen möglichst sich von denen Nachbarländern unterscheiden, wird man im Schienengüterverkehr nie auf annehmbare Werte kommen.
Was eine freizügige Verwendung von Rollmaterial in einem grossen zusammenhängenden Raum bewirken kann, kann man an den USA ablesen: Dort hat der Schienengüterverkehr einen Marktanteil von 42%.
Da sind die 15% in der EU wirklich mickrig!
http://www.statistiker-blog.de/archives/guterverkehr-in-den-usa-und-europa/4700.html

Also: wer wirklich den Schienenverkehr fördern will, muss dafür sorgen, dass die Netze freizügig benützt werden konnen.
In Europa haben wir dann noch genügend technische Unterschiede die einen wirklich freizügigen Einsatz von Elektrotraktion behindern.

ETCS 2 hat da enttäuscht. Hoffen wir, dass bei ETCS 3 dann wirklich mal Nägel mit Köpfen gemacht werden.


Gruß Jörg

Gruss Guru


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