Nix "och".... (Allgemeines Forum)

Frankfurt (Main) Süd, Mittwoch, 05.08.2015, 10:36 (vor 3159 Tagen) @ Blaschke

Aber wehe, die Schweizer wagen es, auf daraus resultierende praktische Probleme praktisch zu reagieren, dann ist sofort Dein Nationalstolz gekränkt.


Darum geht es doch gar nicht. Sollen sie in ihrer Schweiz machen, was sie wollen. Nur müssen sie mal aufhören, ständig zu meinen, uns belehren zu müssen, was wir zu tun und zu lassen haben. Und immer so zu tun, als sei bei ihnen alles zu 100,0000% perfekt. Das ist es beileibe nicht! Aber über solch Unzulänglichkeiten sehen wir mal locker hinweg - und beten das Mantra der Bahnfans: "In der Schweiz ist ALLES toll!" Jeder, der das nicht zu 10000% auch so sieht, ist ein Ketzer. Und gehört geächtet. Aber damit kann ich leben.

Als Deutscher, der längere Jahre im Ausland gelebt hat (nein, nicht in der Schweiz) und nach wie vor recht häufig in alle Himmelsrichtungen jenseits der deutschen Grenzen unterwegs ist, ist zumindest mein bescheidener Eindruck der, dass die unangenehme Sorte Mensch, die jedem erzählen muss, dass zu Hause eh alles besser ist, zwar in der Tat sehr häufig Deutsch spricht, aber eher selten mit Schweizer, sondern sehr viel häufiger mit schwäbischem, bayerischem, niedersächsischem, kölschem oder anderem deutschen (auf das Land, nicht auf die Sprache bezogen) Akzent. Das Thema Eisenbahn mag in dieser Hinsicht ein bisschen speziell sein (auf die DB zu schimpfen, ist in D ja schließlich Volkssport Nr. 1), aber daraus gleich auf einen vermeintlichen Nationalcharakter zu schließen, ist doch arg an den Haaren herbeigezogen.

Schalte doch an der Stelle einfach mal einen Gang zurück!

Nein! Es ist mein gutes Recht, das schweizerische generell abzulehnen.

Dir ist schon klar, dass so ein Kommentar, vorsichtig ausgedrückt, hart an der Grenze zum Fremdenhass ist?

Im Gegenteil. Ich werde leider nie Bahnchef - aber die erste Amtshandlung wäre es, Durchbindungen in die Schweiz generell völlig zu kappen. Lindau, Singen wäre Schluß mit deutschen Zügen.

Mal ganz ernsthaft – was wäre der Vorteil gegenüber dem ist-Zustand? Im Moment klappt es in, über den Daumen gepeilt, 80% der Fälle mit der Durchbindung. Vorteil für die Fahrgäste, die von D nach CH oder umgekehrt fahren: Sie müssen nicht umsteigen. Nachteil für innerdeutsche Fahrgäste: keiner. Und wenn es wegen Verspätung aus D mit der Durchbindung nicht klappt, müssen die grenzüberschreitenden Fahrgäste halt doch umsteigen, aber die innerdeutschen Fahrgäste haben keinen Nachteil, den sie bei der von Dir vorgeschlagenen Brechung als Regelfall nicht auch hätten.

Es ist schon anmaßend, dass die Schweiz uns ständig vorschreiben will, welche Bahnstrecken wir auszubauen und wie zu bedienen haben. Wir brauchen die top ausgebaute Rheintalbahn nicht zwingend - und die gesamte Schweiz nicht mehr, wenn der Brennerbasistunnel erstmal fertig ist. Da können sie dann am Gotthard ihre paar Reisenden und Transit-Lkw mit Handschlag begrüßen.

Die Schweiz will uns da nichts vorschreiben, die Schweiz hat Abkommen mit uns, die einzuhalten uns gut anstünde. Für den Schweizer Binnenverkehr bräcuhte es den GBT übrigens auch nicht – es sind nicht zuletzt deutsche Wirtschaftsgüter, die im transalpinen Güterverkehr Kapazitäten brauchen.

Und eine Strecke München - Zürich ebenso wie Stuttgart - Zürich hat für uns im Prinzip null Relevanz. Wie es die Schweiz überhaupt für uns hat.

Soll ich Dir was sagen: Für mich hat Niedersachsen null Relevanz. Mit Ausnahme von ein paar Transitstrecken, die in der östlichen Hälfte des Landes liegen, könnte man meinetwegen den Schienenverkehr in Niedersachsen komplett plattmachen. Am besten baut man um das Land eine Mauer und lässt da nur ein paar verplombte Korridorzüge ohne Halt durchfahren. Wie wär's?

Davon abgesehen: Ich weiß nicht, ob Du je mit einem EC München–Zürich gefahren bist, aber die Züge sind nicht unbedingt leer. So viel zur Relevanz.

Neulich noch las ich einen Bericht, dass es eben kein Zufall ist, dass heruntergekommene, verlogene, geldgeile Institutionen wie die FIFA ihren Sitz in der Schweiz haben. Blöderweise nur fällt die Welt auf ihr ewiges Neutralitätsgequatsche rein - dabei kann man gar nicht "neutral" sein, denn keine Meinung zu haben ist auch eine Meinung. Ansonsten wird die Fahne (nicht Flagge!) je nach politischer Wetterlage in den Wind gehangen, fertig. Nicht dabei sein wollen - aber trotzdem mitreden wollen. So habe ich's gern....

Tja, wo soll ich anfangen? Bei den ganzen Politgrößen, mit denen Niedersachsen in den letzten 20 Jahren den Rest der Republik belästigt hat (Schröder, Wulff, Steinmeier, von der Leyen, Gabriel, Trittin etc.pp.)? Oder, wenn wir das eine Ebene höher ziehen, bei den netten Spielzeugen, die die deutsche Rüstungsindustrie so gern in den Rest der Welt exportiert? Mache ich besser beides nicht, ist ja hier ein Eisenbahnforum. Nur so viel: Natürlich gibt es genug Dinge, die man an der Schweiz mit Fug und Recht kritisieren kann. Aber wenn man mal einen Vergleich zieht und eine Bewertung versucht, steht Deutschland bestimmt nicht besser da.

Sie mögen uns bekanntlich nicht - das ist auch in Ordnung.

Kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Ich kenne einige Schweizer persönlich, und wenn die mich nicht mögen sollten, wären sie exzellente Schauspieler. Ich habe davon nämlich bislang nichts bemerkt. Und bei meinen bisherigen Aufenthalten in der Schweiz ist mir bislang auch keine Ablehnung entgegengeschlagen, obwohl ich nur ein Wort sprechen muss, um meine Nationalität zu offenbaren.

Da habe ich auch das Recht, sie nicht zu mögen. Punkt. Mit Grausen erinnere ich mich noch an die Fahrgastbefragung zwischen Marburg und Frankenberg, wo es nicht lange dauerte, bis das befragte eidgenössische Ehepaar mit dem "Bei uns in der Schweiz ist das so..." kam. Und die Dinge natürlich besser wußte.

Und ich hab mal einen Idioten aus Niedersachsen kennen gelernt (nein, Du bist nicht gemeint), deswegen sollte ich also der Meinung sein, ich müsste jetzt alles Niedersächsische grundsätzlich ablehnen?

So, und zum Abschluss noch mal was eher Eisenbahnfachliches. Dass erheblich verspätete Züge in der Schweiz gebrochen werden, ist kein böser Wille – und hat übrigens auch nichts damit zu tun, dass die Züge aus D kommen. Zügen im Schweizer Binnenverkehr, die auf Hauptstrecken erhebliche Verspätung haben, geht es meist genauso. Es liegt schlichtweg daran, dass aufgrund des sehr dichten Taktverkehrs die Kapazitäten und Trassen auf Kante genäht sind und für einen Zug mit +20, egal obs ein ICE, ein TGV oder ein IC der SBB ist, häufig kein Platz auf der Strecke ist, wenn man nicht per Domino-Effekt ein Vielfaches an weiteren Verspätungen auslösen will.


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