ICE Int./Eurostar (F-LON-F) - Kleiner Reisebericht - Teil 1 (Reiseberichte)

csxffm, Dienstag, 28.07.2009, 21:27 (vor 5378 Tagen)

Hallo!

Nachdem ich im Vorfeld immer wieder mal mit einigen Fragen hier aufgetaucht bin, die mir stets kompetent beantwortet wurden, will ich hier nun mal einen kleinen Reisebericht zu meiner Fahrt nach und von London an diesem Wochenende niederschreiben.

Gebucht hatte ich das Eurostar-London-Ticket. Hin- und Rückfahrt getrennt, jeweils 90 Tage im Voraus. Hinfahrt für 49 Euro, Rückfahrt für 69 Euro.

Freitag, 24.07.
Nach den zahlreichen Pannen, Ausfällen und Verspätungen der letzten Tage, bin ich doch sehr froh, dass ICE 16 gegen 07:40 Uhr pünktlich in Frankfurt-Flughafen Fernbahnhof einfährt.
Wir verlassen F-Flughafen um 07:45 Uhr mit +2.
Irgendwo bei Bad Honnef verlangsamt der Zug dann auf geschätzte 200-220 km/h. Ob er die 300 km/h vorher überhaupt ausgefahren war, bezweifle ich, aber ich sitze nicht in Sichtweite der Geschwindigkeitsanzeige.
Köln Hbf erreichen wir dennoch mit -4 um 08:36 Uhr. Der Amsterdam-ICE wird unmerklich abgekoppelt und um 08:47 Uhr geht es mit +3 weiter in Richtung Westen.

Die Ausbaustrecke Richtung Düren fährt sich inzwischen richtig gut und Düren scheint zum Vorort am Stadtrand von Köln geworden zu sein.
Bei Langerwehe / Eschweiler geht der ICE dann mit dem Tempo nochmals deutlich unter den „Normalwert“ und wir verlieren wieder etwas Zeit.
Aachen Hbf erreichen wir um 09:19 Uhr mit immer noch +3.

Sofern die o.g. technischen Probleme häufig beim Umschalten von „D“ auf „B“ in Aachen Hbf auftreten, so ist hiervon heute nichts zu merken, denn um 09:23 Uhr setzt sich der Zug mit jetzt nur noch +2 wieder in Bewegung.

Mit Leichtigkeit fahren wir die Ronheider Rampe hinauf und erreichen den eingleisigen Abschnitt vor dem Buschtunnel. Die Durchfahrt durch den Buschtunnel erfolgt mit geschätzten 100-120 km/h. Direkt hinter dem Tunnel endet das eingleisige Teilstück auch schon wieder.
Kurz vor Hergenrath passieren wir unmerklich die belgische Grenze und nur Sekunden danach kommen wir zum Abzweig zur LGV 3, welcher zu meinem Erstaunen nicht niveaufrei ausgeführt worden ist.
Nach einigen kurzen Tunneln unterqueren wir die belgische A3, von wo an sich die Strecke parallel zur Autobahn durch die reizvolle hügelige Landschaft Ostbelgiens fortsetzt.
Ich habe auch hier den Eindruck, dass der Zug wiederum deutlich unter Höchstgeschwindigkeit fährt. Nach meinem Gefühl sind wir kaum schneller als 180-200 km/h, aber vielleicht täuscht das auch.
Bei Herve zweigt die Strecke dann von der A3 ab nach Südwesten und nach einigen kürzeren Tunneln erreichen wir den Tunnel von Soumagne, den mit 6530 m längsten Eisenbahntunnel Belgiens. Die Durchfahrt dauert knapp 2,5 Minuten.
Beeindruckend ist die Ausfahrt aus dem Tunnel, wo sich die Strecke hoch über dem Tal der Maas und über Lüttich befindet und der Zug mit ziemlichem Gefälle hinab nach Lüttich schießt.
Trotz des gefühlsmäßig eher langsamen Tempos auf der LGV 3 erreichen wir Lüttich um 09:49 Uhr mit weiterhin +3.
Ein kurzer Blick aus der Tür auf die wirklich großartige Bahnhofsdachkonstruktion von Calatrava in Lüttich ist noch drin, dann geht es um 09:52 Uhr mit +4 weiter in Richtung Brüssel.

Zu der Strecke zwischen Lüttich und Brüssel kann ich nicht allzu viel erzählen, da der Abschnitt nach Verlassen des Stadtgebietes von Lüttich nicht sonderlich viele Orientierungspunkte bietet.
Wir halten in Brüssel Nord um 10:29 Uhr mit +3 und erreichen den Endbahnhof Brüssel-Midi schließlich um 10:37 Uhr mit +2.

Der erste Teil der Reise hat somit schon mal perfekt geklappt.

Ich habe nun fahrkartenbedingt knapp 4,5 Stunden Aufenthalt in Brüssel, bis mein Anschlusszug nach London fahren wird.

Ich sehe mir also ein wenig Brüssel an und finde mich nach einer großen Portion Gyrosteller mit Pommes gegen 14:00 Uhr wieder am Bahnhof Midi ein.

Im Eurostar-Bereich hat sich zu meiner letzten London-Zugfahrt vor 5 Jahren nicht allzu viel verändert.
Check-in, Sicherheits-Check, Ausweiskontrolle, alles wie gehabt.
Um 14:40 Uhr werden die Türen zu den Rolltreppen geöffnet und wir dürfen nach oben auf den Bahnsteig fahren.
Ich habe meinen Platz recht weit vorne in Wagen 3, dummerweise genau zwischen zwei Fenstern, sodass die Sicht etwas beschränkt ist. Der Zug scheint mir gut gefüllt zu sein.

Um 14:57 Uhr fahren wir mit -2 los und erreichen auf der Schnellfahrtstrecke nach Lille bald Höchstgeschwindigkeit.
Nach kaum 25 Minuten sind wir schon in Frankreich und an dem großen niveaufreien Abzweig zur Strecke nach Lille und Calais und verlassen die SFS Brüssel – Paris.
Lille Europe, unseren einzigen Zwischenhalt, erreichen wir um 15:30 Uhr mit immer noch -2.
Diesmal jedoch hält der Zug den Fahrplan ein und um 15:35 Uhr fahren wir mit +/-0 weiter.
Nach nochmals 25 Minuten Höchstgeschwindigkeit verlangsamt der Zug deutlich und in der Ferne im Nordosten ist schon Calais zu sehen.
Ich vermisse die Ansage des Zugpersonals, dass wir gleich in den Kanaltunnel einfahren werden und die obligatorische Information über die aktuelle Uhrzeit in Großbritannien.
So fahren wir um 16:04 Uhr völlig kommentarlos in den längsten Unterwassertunnel der Welt ein.
Die Durchfahrt durch den 50 km langen Tunnel dauert exakt 19:44 Min. und wir erreichen das Portal auf englischer Seite um 15:23 Uhr.

Nach Verlassen des Tunnelbereiches und ab Beginn der High Speed 1 beschleunigt der Eurostar sofort wieder deutlich bis auf 300 km/h. Wir rauschen durch die wunderschöne Landschaft Südenglands, durch Ashford und immer wieder parallel zu Autobahnen, wo das hohe Tempo des Zuges besonders anschaulich zu sehen ist.
Nahe Chatham geht es über die große Brücke über den River Medway und südlich von Gravesend passieren wir den Abzweig zu der Altstrecke, die der Eurostar bis Ende 2007 auf dem Weg nach Waterloo genommen hatte.
Kurz darauf geht es durch den neuen Bahnhof Ebbsfleet International und dann durch den 2,5 km langen Themsetunnel.
Direkt dahinter folgt der Viadukt, wo die Bahntrasse über die Zufahrt zum Dartford-Tunnel und direkt danach unter der Auffahrt zur QE2-Bridge hindurch geführt wird.
Von außen gesehen, wirkt die Konstruktion aber eindeutig spektakulärer als aus dem Zug heraus.

Ein Stück weit verläuft die Strecke nun noch parallel zur Themse, dann folgt südlich von Dagenham die Einfahrt in den 10 km langen London East Tunnel.
Nach rund zweieinhalb Minuten passieren wir dann den Stationsbereich des neuen Bahnhofs Stratford International, der noch im Bau ist, dann folgt direkt der London West Tunnel mit 7,5 km Länge.
Kurz vor der Ausfahrt aus dem Tunnel verlangsamt der Zug wieder deutlich und schließlich kommen wir endgültig wieder ins Freie.
Es folgt nun noch eine langgezogene Linkskurve, dann fährt der Eurostar auch schon in seinen Endbahnhof St. Pancras International ein.
Wir erreichen London St. Pancras um 15:54 Uhr mit abermals -2, nach 1:57 Std. Fahrtzeit ab Brüssel.
Die Fahrt vom englischen Portal des Kanaltunnels bis nach St. Pancras hat nur noch 31 Minuten gedauert, im Gegensatz zu gut einer Stunde noch vor 5 Jahren.

Die Rückfahrt folgt gleich in Teil 2.


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