Ein Wintertag an der Dreiseenbahn (m. 52 B.) (Reiseberichte)

TD, Sonntag, 01.03.2015, 13:43 (vor 3337 Tagen)

Hallo zusammen,

eigentlich liegt zu Hause noch genug Arbeit und ein paar Reiseberichte aus dem letzten Jahr harren auch noch der Vollendung – aber von Zeit zu Zeit überwiegt dann doch der Drang mal wieder eine kleine Tour dazwischen zuschieben. Diesmal lockt der Wetterbericht mit Sonne über dem verschneiten Südschwarzwald.

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Von Konstanz geht die Tour nach Donaueschingen, dann auf der Höllentalbahn bis Titisee und anschließend mit der Dreiseenbahn zum höchstgelegenen Normalspur-Bahnhof Deutschlands und an den Schluchsee. Die erstklassige Tagestour fand Mitte Februar statt.

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Von Konstanz fahre ich zunächst mit einem Zug der Schwarzwaldbahn nach Donaueschingen. Man sehe es mir nach, dass ich diesen Teil ausspare, denn das Wetter präsentiert sich grau und zudem habe ich die Schwarzwaldbahn schon in vielen meiner Reiseberichte vorgestellt. Ab Donaueschingen geht es dann in einem Dieseltriebwagen der Baureihe 611 auf die Hintere Höllentalbahn. Bei der Fahrt auf der Baar – hier die Wallfahrtskirche Witterschneekreuz bei Löffingen - habe ich angesichts des Winternebels Zweifel, ob das mit dem Ausflug heute eine gute Idee war.

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Bei der Fahrt entlang der Gutach wird der Nebel noch dichter, aber ich habe die berechtigte Hoffnung, dass über dem Nebel die Sonne scheinen wird, jetzt müssen wir die Nebeldecke nur noch durchdringen. Die Höllentalbahn ist betrieblich zweigeteilt, in Neustadt beginnt der elektrifizierte Abschnitt, hier heißt es nun umsteigen. Den Bahnhof Neustadt wollen wir uns auf der Rückfahrt näher anschauen, im Doppelstockwagen geht es gleich weiter nach Titisee.

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Titisee ist sowohl der Name eines Sees als auch eines Ortsteils der Stadt Titisee-Neustadt. Hier der Bahnhof von Titisee. In Titisee zweigt die Dreiseenbahn von der Höllentalbahn ab. Die Dreiseenbahn ist eine gut 19 Kilometer lange elektrifizierte Nebenbahn, die vom Titisee an den Schluchsee führt. Der dritte See, der der Strecke den Namen Dreiseenbahn eingebracht hat, ist der Windgfällweiher.

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Auf der Dreiseenbahn werden saisonal Dampfzugfahrten angeboten, ich möchte heute aber den Regelbetrieb anschauen. DB Regio verkehrt hier im Stundentakt mit BR 143 und Doppelstock-Wendezügen. Die Züge verkehren zwischen Freiburg und Seebrugg und bilden zusammen mit den Zügen Freiburg-Neustadt einen Halbstundentakt westlich von Titisee. Im Zug aus Freiburg sitzen viele Wintersportler, Wanderer und auch eine Klasse auf Schulausflug.

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Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof führt die Strecke in einem weiten Bogen nach Südwesten, dann beginnt die sogenannte Seesteige. Entlang des Titisees gewinnt die Strecke nun deutlich an Höhe und überwindet 112 Höhenmeter bis zum nächsten Bahnhof Feldberg-Bärental. Zwischen den Baumlücken bietet sich dem Fahrgast dabei ein Blick über den zugefrorenen Titisee.

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Da hatte der Wetterbericht also doch recht: je höher wir kommen, desto besser wird das Wetter. Nahe des Scheitelpunkts der Strecke wird der Himmel blau und erste Sonnenstrahlen durchdringen den Hochschwarzwald.

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Bei Altglashütten halten sich noch letzte Nebelschwaden...

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...dann erreichen wir mit dem Schluchsee die versprochene Wintersonne.

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Ab dem Haltepunkt Aha verläuft die Strecke am Ufer des Schluchsees. Wir passieren nun den gleichnamigen Ort, dann ist bald der Endpunkt der Strecke in Seebrugg erreicht. Am Ostufer gibt es eine dünne Eisdecke auf dem Stausee.

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1926 wurde die Dreiseenbahn bis Seebrugg eröffnet, beim Bau der Bahnhofsgebäude hatte man sich am Stil der Schwarzwaldhäuser orientiert. Pläne für eine Verlängerung nach Sankt Blasien und weiter zur Hochrheinbahn wurden nie umgesetzt, so dass der kleine Weiler Seebrugg am Ostufer des Schluchsees seither Endpunkt der Strecke ist.

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Einstmals war Seebrugg mit dem Interregio „Höllental“ von Norddeich Mole sogar an das Fernverkehrsnetz angebunden. Von hier aus wird der umliegende Schwarzwald mit Bussen erschlossen, außer dem Bahnhofsgebäude selbst gibt es hier nicht viel.

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Der Schluchsee ist der größte See des Schwarzwalds, am gegenüberliegenden Ufer ist die Staumauer zu sehen. Im Sommer gibt es hier Bademöglichkeiten und Ausflugsschiffsverkehr.

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Der Zug hat in Seebrugg eine Wendezeit von 23 Minuten. Wenn man sich beeilt, könnte man in dieser Zeit wohl die 2 Kilometer bis zum nächsten Halt im Ort Schluchsee zu Fuß schaffen. Ich entscheide mich zwar auch für den Fußweg, habe aber keine Eile und will erst eine Stunde später den Zug in Schluchsee besteigen. Und so laufe ich nun oberhalb der Bahnlinie entlang des Schluchsees. Hier der Blick zurück, hinter der Kurve liegt der Bahnhof Seebrugg.

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Bereits in den Jahren 1934 bis 1936 wurde die Dreiseenbahn elektrifiziert, damals im Rahmen eines Testversuchs der Reichsbahn für eine Bahnstromversorgung mit 20.000 Volt und 50 Hertz. 1960 erfolgte die Umstellung auf die heute übliche Bahnstromversorgung.

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Hinter der nächsten Kurve taucht der Ort Schluchsee auf. Der Bahnhof liegt direkt am Ufer zwischen See und Ort. Im 19. Jahrhundert verarmte der Ort zusehends und nach Missernten wanderten viele Bewohner ab. Die Dreiseenbahn brachte dann mit dem Tourismus einen Aufschwung in den Schwarzwaldort, der heute überwiegend vom Fremdenverkehr geprägt ist.

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Schluchsee ist einer der ältesten Orte im Hochschwarzwald, daran erinnert der Turm der Pfarrkirche St. Nikolaus aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche selbst wurde 1980 erbaut, nachdem der Vorgängerbau wegen des wachsenden Kurbetriebs zu klein geworden war. Wie für Schwarzwaldhäuser typisch ist das Dach mit Holzschindeln eingedeckt.

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Wie unschwer zu erkennen ist, liegt der Haltepunkt Schluchsee auf 932 Höhenmetern. Von hier aus geht es nun mit dem Zug auf die nächste Etappe und zwar hinauf zum Bahnhof Feldberg-Bärental.

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Auch über Altglashütten hat sich der Nebel mittlerweile verzogen. Als ich dieses Bild aus dem Zugfenster mache, weiß ich noch nicht, dass ich knapp eine Stunde später dort oben bei der Kirche sein werde.

Es geht gleich weiter...

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