Der Inselhauptbahnhof (Teil 1) (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Samstag, 06.12.2014, 15:42 (vor 3401 Tagen)

Grüß Gott,

genau ein deutscher Hauptbahnhof liegt auf einer Insel. Die Insel heißt Lindau, auf ihr befindet sich der Stadtteil Insel der Stadt Lindau. Ein Luftbild: Die mittelalterliche Altstadt nimmt den Großteil ein. Westlich der Eisenbahn liegt die Hintere Insel, die einstmals durch den Stadtgraben von der mittelalterlichen Stadt getrennt war (man ahnt es auf dieser Ansicht); der Parkplatz im Hintergrund ist eine Zugabe späterer Jahre (um 1970). Ich werde mich nachfolgend auf die Eisenbahngeschichte beschränken.


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Lindau hatte einst fünf Eisenbahnverbindungen. Zwei davon sind Geschichte. Beide nahmen ihren Anfang südlich des Hauptbahnhofs, dort wo auf dem Luftbild der Schuppen steht.

Die erste Bahnstrecke in Lindau war die Ludwigs-Süd-Nord-Bahn nach Hof. Am 12. Oktober 1853 wurde Aeschach von Norden her erreicht, am 1. März 1854 der Bahnhof auf der Insel in Betrieb genommen. Die zweigleisige Strecke nimmt auf dem Festland ziemlich gleich den Aufstieg ins Allgäu in Angriff, der auf dem schmalen bayrischen Streifen zwischen Österreich und Württemberg erfolgt.

Zweiter war Österreich: Am 1. Juli ging die Hauptbahn durch Vorarlberg in Betrieb, am 24. Oktober 1872 folgte der Anschluß von Lochau nach Lindau. Am 23. November wurde die Strecke in St. Margrethen mit dem schweizer Netz verbunden, erst 1884 mit dem übrigen Österreich. Da war ein Berg im Weg, durch den zunächst ein Loch geschlagen werden mußte. Seit dem 14. Dezember 1954 besteht elektrischer Betrieb, deutsche elektrische Fahrzeuge sieht man in Lindau eher selten.

Zuletzt kam die Bodensee-Gürtelbahn. Am 1. Oktober 1899 wurde der Abschnitt zwischen Friedrichshafen und Lindau eröffnet, am 2. Oktober 1901 die westliche Fortsetzung nach Überlingen in Baden (hier endete seit 1895 die Strecke aus Richtung Radolfzell).

Die direkte Verbindung zwischen Lindau und Romanshorn wurde durch Schiffe hergestellt. Für uns interessant ist hier nur der Güterverkehr. Denn im Februar 1869 ging ein Gütertrajekt in Betrieb, wodurch das zweimalige Umladen der Waren vermieden wurde. Zum Einsatz kamen anfangs antriebslose Trajektkähne, später auch richtige Fähren; an Spitzentagen wurden gut 100 Wagen übergesetzt. Nach der kriegsbedingten Einstellung 1916 wurde die Linie später wieder aufgenommen, aber nach dem Anschluß Österreichs im Jahr 1938 hörte die Verbindung endgültig auf zu existieren.
Am 14. Februar 1873 ging ein Trajekt von Lindau nach Konstanz in Betrieb, es wurde bereits 1899 wieder eingestellt. Auch die Personenschiffahrt auf dem Bodensee lag lange Jahre in den Händen der anschließenden Staatsbahnen.

Lindaus Empfangsgebäude wurde zwischen 1913 und 1921 errichtet. Es präsentiert sich wie auch die Bahnsteige nicht unbedingt hochmodern. Der Grund ist in den schon lange bestehenden Planungen zu suchen, die Bahnanlagen in Lindau umzubauen. Hierbei soll der Fernzughalt nach Reutin auf dem Festland verlegt werden, der Insel sollen nur noch Regionalzüge bleiben.


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Der Zugverkehr läßt sich in Nah- und Fernverkehr gliedern. Im Fernverkehr wäre zunächst der IC 118/119 zu nennen, der Münster und Innsbruck miteinander verbindet. In Lindau findet ein Lokwechsel statt, die österreichischen Reisezugwagen legen die ganze Strecke zurück. Der Lokwechsel ist neben der Bedienung Lindaus so ziemlich die einzige Gemeinsamkeit, der dieses Zugpaar mit den vier anderen Fernzugpaaren hat. Denn viermal täglich verbindet ein Eurocity mit schweizer Wagen Limmat und Isar, also Zürich und München. In Lindau wird von einer Re 421 von SBB Cargo (diese besitzen einen ausländischen Stromabnehmer) auf eine Doppeltraktion 218 umgespannt. Oder andersherum.
Zweistündlich fährt die Regentalbahn den Alex, den Nachfolger des Interregios, zwischen Lindau und München. Die Baureihe 223 kommt hier vor Schnellzugwagen zum Einsatz.
Mehrmals stündlich sieht man Regionalzüge der DB. Sie bedienen die Strecke hoch nach Bayern (hautsächlich Baureihe 612) und die Bodensee-Gürtelbahn (Baureihen 218, 628). Vielleicht kommen auch andere Fahrzeuge zum Einsatz. Da unten im Süden herrscht auf den einzelnen Strecken oftmals eine größere Fahrzeugvielfalt.
Die elektrifizierte Strecke aus Österreich wird von den ÖBB bedient. Hier kommen hauptsächlich Elektrotriebwagen der Reihe 4024 (Talent) zum Einsatz.

Ich besuchte Lindau zwei Mal, am 18. August 2014 kam ich zu Fuß von Aeschach, am 31. Juli 2013 eine Stunde zu spät aus Ulm. Insgesamt entstanden 166 Bilder. Ich werde also versuchen, mich kurzzufassen.


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Gleich geht es weiter.

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