Frage zu abweichender Wagenreihung ICE 925 (Allgemeines Forum)

fabs, Braunschweig, Sonntag, 08.03.2009, 20:36 (vor 5520 Tagen) @ Junior

Erstens braucht man eine Fahrplanmitteilung, da der Zug umgeleitet werden muß.


Was bedeutet das genau?

Moin!
Da ich nur ausführende Kraft bin (Tf) kann es sein, daß ich die bürokratischen Vorgänge nicht 100% korrekt wieder gebe. Bitte gegebenenfalls berichtigen!

Jeder Zug hat einen Fahrplan, der genau angibt, wo (und wann, aber das ist hier nicht relevant) er lang fahren soll. Davon darf zunächst erst mal nicht abgewichen werden.
Wenn jetzt der Betreiber (das EVU, hier DB Fernverkehr) des Zuges ausnahmsweise einen anderen Laufweg an einem bestimmten Tag nutzen will, so muß dies bei dem Infrastrukturbetreiber (das EIU, hier DB Netz) eine Umleitung bestellen. Das EIU prüft, ob die Umleitung machbar ist und bestätigt dies mit einer so genannten Fplo (Fahplananordnung), auf der der neue Laufweg und die neuen Fahrzeiten aufgeführt sind.
Diese Fplo bekommt das das EVU, welches sie wiederum an den Tf weiter gibt. Außerdem bekommen alle betroffenen Fahrdienstleiter diese Fplo, denn sie müssen ja die Weichen richtig stellen.

Einfach mal den Fahrdienstleiter anrufen und sagen, "wir wollen heute mal anders fahren" ist also nicht möglich...

Bei baubedingten Umleitungen gibt es ebenfalls Fplo für alle betroffenen Züge. Bei kurzfristigen Umleitungen, z.B. wenn eine Strecke gesperrt werden muß, gibt es Fahrplanmitteilungen, die dem Tf in der Regel über Zugfunk diktiert werden. Der Tf muß dazu den genauen Wortlaut in ein Formular eintragen, welches auf jeder Lok (jedem Tz) ausliegt. Der Inhalt ist ähnlich der einer Fplo; auch hier wird der neue Laufweg und die neuen Fahrzeiten eingetragen.

Eine Besonderheit stellt das "Umleiten unter erleichterten Bedingungen" (oder so ähnlich) dar. Wenn zwei Strecken parallel verlaufen, kann (muß aber nicht), in den Örtlichen Richtlinien* vermerkt sein, daß der Streckenwechsel zugelassen ist. Auf deutsch heißt das, daß man ohne den oben genannten Papierkrieg von der im Fahrplan angegebenen auf die parallel verlaufende Strecke wechseln kann. In der Regel bekommt der Tf dies über Zugfunk oder mittels eines besonderen Signalstellung mitgeteilt.
Beispiel: Zwischen Minden und Hamm liegen vier Gleise. Dies sind betrieblich gesehen zwei - parallel verlaufende - zweigleisige Strecken. Wenn nun ein ICE aus Berlin Verspätung hat und erst nach der Abfahrt des RE in Minden ankommt, wird dieser gerne mal auf die G(üter)-Bahn geleitet, um nicht auf den RE, der - mangels Bahnsteigen an der G-Bahn - die P(ersonen)-Bahn nutzten muß, aufzulaufen. Dies wird am Ausfahrsignal des Bahnhofs Minden mit einem leuchtenden "W" angezeigt.

*=In den örtlichen Richtlinien stehen betriebliche Besonderheiten für jede Strecke drin.

Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen ausführlich erklären?! Wenn nicht: nachfragen!

Viele Grüße
fabs

--
Es gibt Dinge im Leben, die dich schnell aus der Bahn werfen können!
Zugbegleiter zum Beispiel...


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum