Blumenberg, Teil I (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Freitag, 24.08.2012, 09:55 (vor 4257 Tagen)

Moin!

Heute sind wir mal auf dem Land zu Gast.


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Die Bauern sind schuld. Und die Gutsbesitzer. Das neumoderne Zeug namems Eisenbahn wollten sie nicht. Angst hatten sie nämlich, Angst davor, daß ihre Arbeitskräfte in die Stadt ziehen oder bei der Bahn anfangen. Und um ihre Böden, sehr gut beschreibt deren Qualität nur unzureichend, sowieso. So kam es, daß die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft (MHE) ihre Stammstrecke nicht, wie gewünscht, über Wanzleben bauen konnte, sondern zwischen Magdeburg und Oschersleben eine südlichere Route nehmen mußte, über Langenweddingen und Hadmersleben. Dazwischen liegt Blumenberg.

Die Keimzelle für den Ort Blumenberg wurde 1789 gelegt, als Alexander Friedrich Georg Graf von der Schulenburg-Blumberg hier ein Vorwerk gründete, das später nach ihm den Namen Blumenberg erhielt. 1863 wurde hier Preußens erster Dampfflug eingesetzt. Wir wenden uns nun aber der Eisenbahngeschichte zu, die Informationen stammen hauptsächlich aus dem Buch Die Nebenbahnen der Magdeburger Börde von Dirk Endisch (Stendal 2012).


Im Sommer 1843 wurde die Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Halberstadt eröffnet. Die an ihr gelegenen Orte erlebten in den nächsten Jahren einen Aufschwung, der nicht nur bei den Wanzlebenern den Wunsch erweckte, auch eine Eisenbahn haben zu wollen. Die private MHE hatte da jedoch keine Lust zu, die Gewinne schienen zu gering. Es war daher die Bahnstrecke über Egeln nach Staßfurt, die Blumenberg 1881 zum Eisenbahnknoten machte; Kohle, Alkali und Zuckerrüben waren die wichtigsten Transportgüter. In die Bauzeit fielen die Verhandlungen zur Verstaatlichung der MHE. 1883 dann wurde die Bahnstrecke von Blumenberg über Wanzleben, Klein Wanzleben und Seehausen nach Eilsleben (an der Bahnstrecke Magdeburg - Helmstedt) eröffnet.
Vollständig war der Bahnknoten Blumenberg, als im Herbst 1896 die Strecke nach Schönebeck (Elbe), an der Bahnstrecke Magdeburg - Halle, in Betrieb ging. So war der Bahnhof fast 100 Jahre lang einer von zahlreichen Eisenbahnknoten, hervorgehoben vielleicht nur dadurch, daß der namensgebende Ort nicht wirklich profitierte und auch heute nur wenige hundert Einwohner hat.

Nach der Wende und der Regionalisierung brach der Güterverkehr auf den Strecken um Blumenberg mehr oder minder zusammen, während es so viele Reisezüge gab wie nie zuvor. Bloß, es kamen keine Reisenden. Auto und Bus waren schneller, nach Magdeburg als Oberzentrum der Region erst recht. Im Mai 1999 endete daher der Reiseverkehr zwischen Blumenberg und Schönebeck sowie Blumenberg und Egeln, zwischen Egeln und Staßfurt im September 2002. Zum selben Zeitpunkt fuhr auch zwischen Blumenberg und Eilsleben der letzte Reisezug, zwischen Blumenberg und der neuen Zuckerfabrik in Wanzleben besteht noch Güterverkehr.

Heute fahren zwischen Magdeburg und Halberstadt fast stündlich Eilzüge, die in Blumenberg kreuzen, aber keinen Verkehrshalt haben. Wer nach Blumenberg möchte, benutzt die zweistündlichen Nahverkehrszüge, die auf allen Unterwegsbahnhöfen halten. Daneben gibt es einige Verstärker, die in Blumenberg großteils anhalten. Sie alle werden von der Veolia-Tochter Harz-Elbe-Expreß mit ein- und zweiteiligen Linten gefahren. In naher Zukunft soll die Bahnstrecke Magdeburg - Halberstadt modernisiert werden, dabei soll der Halt in Blumenberg aufgelassen werden.


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1 Gleich sind wir da. Fertigmachen zum Ausstieg.


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2 Ein Reisender steigt aus, ein Reisender und ein Fahrrad steigen ein. Bis zum nächsten Halt in Hadmersleben sind es sieben Minuten Fahrt.


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3 VT 806 vom HEX (ausgesprochen wie Hexe ohne E am Schluß) fährt weiter. Der Blick gen Norden wird frei und fällt auf einen stillgelegten Bahnsteig.


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4 Ein Blick nach Süden. Wir sehen einen stillgelegten Bahnsteig.
Von den drei Bahnsteigen ist nur noch der mittlere mit den Gleisen 3 und 4 in Betrieb, Gleis 2 (siehe Bild 3) gibt es seit 1946 nicht mehr, als das zweite Gleis der Strecke Magdeburg - Halberstadt abgebaut wurde. Auf Teilstrecken wurde es später wieder aufgebaut.


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5 Am Ende des nutzbaren Bahnsteigbereiches. Hohes Gestrüpp außerhalb der Überdachung, im Hintergrund das Stellwerk Bmf (Blumenberg Mitte Fahrdienstleiter).


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6 Nochmals Bmf. Einige der Gütergleise werden noch benutzt, Wanzleben und das Gewerbegebiet bei Osterweddingen sind die Kunden.


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7 Blick in die Gegenrichtung. Links der Bahnsteig 1/2, wir stehen auf 3/4, rechts schließlich 5/6.


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8 Ausfahrsignale auf der Ostseite.


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9 Man mag es kaum glauben, auch hier ist die moderne Bahn präsent.


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10 Es sind doch einige Kleinigkeiten, die es verunmöglichen, das Foto ins Jahr 1987 zu datieren.


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11 Auch der Blick über den Bahnsteig enthüllt einige moderne Zutaten.


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12 Unser Weg führt nach unten.


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13 Der Aufgang zum Gleis 1 ist doppelt vergittert.


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14 Der Personentunnel in seiner ganzen Schönheit. Die Fortsetzung (hinter der Tür) ist zugemauert.


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15 Ein kleines Springbrünnlein erfreut die Reisenden. Ob das im Sinne der im Tunnel eingebauten Pumpe ist?


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16 Wir gehen wieder nach oben, aber auf der anderen nutzbaren Treppe.


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17 Links das leerstehende Empfangsgebäude. Eine Fußbodenmarkierung zeigt, wie man gehen soll. Noch eine weitere moderne Zutat gibt es.


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18 Durch üppiges Grün geht der Blick zu den Bahnsteigdächern.


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19 Der Fahrradabstellplatz wird wenig genutzt.


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20 Der Eingang zum Tunnel. Die Gleisangaben stimmen nicht mit denen der Gleispläne überein.


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21 Alte Reklame.


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22 Einblick I.


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23 Einblick II.


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24 Einblick III.


Teil II folgt.


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