CH/DE: Bald schweizerische Neigezüge in Deutschland? (Allgemeines Forum)

Twindexx, St. Gallen (CH), Freitag, 29.06.2012, 00:05 (vor 4312 Tagen) @ Alphorn (CH)
bearbeitet von Twindexx, Freitag, 29.06.2012, 00:05

Hoi,

Bei der SBB-Rollmaterialpolitik kommt es laut der Schweizer Eisenbahn-Revue zu einer Überraschung: Der Verwaltungsrat möchte weitere ETR 610 beschaffen.

Vorausgesetzt die FS ist einverstanden. Das ist ja noch so ein Punkt. Deren Entscheid darf aber nicht zu lange warten.

Grund dafür ist, dass die SBB die 2014 fällige Hauptrevision an den katastrophalen ETR 470 nicht mehr durchführen wollen.

Das macht mich jetzt aber echt traurig... (Achtung Ironie ;-)

Erwartet wurde eine Umstellung auf einen 7-teiligen Wagenzug mit je einer Mehrsystem-Güterzuglok an jedem Ende. Testfahrten gab es schon. Nun ist aber wieder alles offen.

Ursprünglich waren Re 484 (Bombardier Traxx MS1) vorgesehen, Cargo wollte diese aber nicht in so grossen Stückzahlen abgeben und so wich man auf die Re 474 (Siemens ES64F4) aus.

Die grosse Frage ist nun aber, was mit diesen Zügen nach 2016 passieren würde. In der Schweiz gibt's keinen Bedarf, bleiben nur noch die Strecken nach Stuttgart und München.

Man könnte sie ja weiterhin über den Simplon einsetzen. Ungefähr so könnte ein Einsatzplan aussehen:

EC Genève-Brig-Milano  2h-Takt   5 Tz
EC Basel-Brig-Milano   2h-Takt   5 Tz
Doppeltraktion Genève-Brig       3 Tz
Doppeltraktion Basel-Brig        3 Tz
Reserve                          3 Tz
-------------------------------------
Gesamt                          19 Tz

Bestehende Flotte               -7 Tz
-------------------------------------
Noch zu beschaffen              12 Tz

Nur so als Idee. Zwischen Brig und Milano entstünde ein 1h-Takt. Je nachdem ob es Durchbindungen über Milano hinaus ins italienische Netz geben soll (wie aktuell EC Genève-Venezia), wären ein paar mehr notwendig.

Für München sind momentan Twindexx Swiss Express vorgesehen. Die haben den Vorteil, dass sie genug Kapazität haben, um nach Bern-Genf durchgebunden zu werden. Es müsste aber zuerst noch die Wankkompensation zugelassen werden.

Die neuesten Erkenntnisse im Bezug Wako:

Da der Twindexx bei Zugsreihe W höhere Gleiskräfte entwickeln würde als ein Zug nach Reihe R oder ein ICN nach Reihe N, gibt es da noch ein paar Knacknüsse zu lösen. Für den Einsatz der Wako am Twindexx muss der Gleis-Oberbau mindestens dem UIC-60-Standard entsprechen. Es dürfen also keine Stahlschwellen verbaut sein. Gerade in der Ostschweiz und auch zwischen Bern und Lausanne gibt es aber noch haufenweise Abschnitte mit Stahlschwellen.

Da man also ohne Gleisbauarbeiten die Wako nicht einsetzen kann, wurde auch an einem Alternativvorschlag gebastelt. Man könnte die gleichen Reisezeitverkürzungen auch ohne Wako erzielen, wenn die Kurvenüberhöhung um 1° korrigiert würde. Ob aber die Aufsichtsbehörden steilere Kurven bewilligen steht genauso in den Sternen wie die Zulassung höherer Gleiskräfte bei aktiver Wako. Die ARS würde zwar die Gleiskräfte reduzieren, ob das aber ausreicht?

Die Wako-Testfahrten haben zwar bewiesen, dass Bombardiers Technik zuverlässig funktionieren würde, ob die Wako dann aber tatsächlich kommt, hängt von ganz anderen Faktoren ab. Man wird mindestens einen Twindexx mit Wako und ARS ausrüsten und damit detaillierte Messfahrten durchführen, dann wird sich zeigen, ob die höheren Gleiskräfte beherrschbar sind.

Beide Varianten haben den Nachteil, dass der ETR 610 sehr schwer ist und wohl in Deutschland aus Gewichtsgründen nur mit einer Reservierungspflicht bogenschnell fahren könnte.

Es ginge auch ohne Reservierungspflicht, dann müsste man aber mindestens 20% der Sitzplätze entfernen. So wären die Plastikraketen aber nicht mehr sinnvoll einsetzbar.

Spannend, das Ganze...

Zustimmung!


Grüsse aus der Ostschweiz.

--
[image]

Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum